Prüfungsstoff
Im Folgenden werden einige wichtige Symptomenkomplexe aus dem Bereich
der Atemwegserkrankungen sowie die dabei jeweils hauptsächlich in
Betracht zu ziehenden Erkrankungen vorgestellt. Darüber hinaus werden
einzelne Krankheiten aus diesem Gebiet besprochen.
Leitsymptom: Atemnot bei neugeborenen Kälbern
Schwergeburtsbedingte Hypoxie und Azidose
("Frühasphyxie")
Auftreten: sofort post natum.
schwere maternale Azidose oder Verlängerung der
Geburtsdauer
Leitsymptom: Husten und Nasenausfluss bei Aufzucht- oder Mastrindern
Hier ist in erster Linie die sogenannte Kälber- oder Rindergrippe,
also die enzootische Bronchopneumonie (EBP, siehe
dort), zu nennen.
Leitsymptom: Starker Nasenausfluss mit oder ohne Schniefen
Hier ist nicht jeder geringfügige Nasenausfluss gemeint, sondern ein stärkerer, der sofort auffällt.
Rhinitis
Rhinitis hat als Krankheitsprozess untergeordnete Bedeutung, abgesehen
von extremen Fällen, in denen der Durchtritt von Luft durch die Nasenhöhle
blockiert ist. Ihre Hauptbedeutung liegt darin, dass sie ein Symptom
für das Vorliegen einiger spezifischer Krankheiten sein kann.
Fibrinös-eitrig-nekrotisierende Rhinitis
Sporadisch auftretende Erkrankung, die zu sehr starkem, fibrinös-eitrigem
Nasenausfluss führt. Ursache unbekannt. Spricht nach Berichten aus
der Praxis auf antiinfektiöse und antiphlogistische Behandlung an.
Obstruktion der Nasenhöhlen
kommt bei Rindern gelegentlich vor. Ursachen sind meist Tumoren oder
aktinomykotische Veränderungen. Die Diagnose kann nicht immer am lebenden
Tier gestellt werden. Wenn der Zustand des Tieres es erlaubt, ist eine
versuchsweise Behandlung wie bei Aktinomykose (s.
dort) angezeigt.
Sinusitis frontalis
Meist handelt es sich um eitrige Entzündung der Stirnhöhle,
also um ein Stirnhöhlen-Empyem (Empyem = Eiteransammlung in einem
vorgeformten Raum). Die beiden wichtigsten Ursachen sind Hornzapfenbruch
mit Eröffnung und Infektion der Stirnhöhle und Komplikationen
nach der Enthornung erwachsener Rinder. Klinische Erscheinungen: Fieber,
Benommenheit, Zähneknirschen, in extremen Fällen Auftreibungen
des Schädels, eitriger Ausfluss aus der Nase und/oder aus der
eröffneten Stirnhöhle. Bei einseitiger Erkrankung kann der Klopfschall der betroffenen Seite dumpfer als derjenige der gesunden Seite sein. Behandlung: Absetzen des entsprechenden
Hornes, Spülung mit warmen Lösungen von milden Desinfektionsmitteln,
Instillation von Antibiotika, notfalls Trepanation und Eröffnung und
entsprechende Behandlung der oralen Abteilung der Stirnhöhle.
Literatur: PubMed
Otitis media (et interna)
Dieser Erkrankung als Ursache für Nasenausfluss ist ein
eigenes Kapitel gewidmet: Otitis media.
Leitsymptom: Starke Veränderungen der Nasenschleimhaut und der Umgebung
Hier sind einige schwerwiegende Infektionskrankheiten zu nennen (s.
jeweils dort): IBR, MD,
BKF,
MKS,
Rinderpest
Epistaxis (wenig Blut) oder Rhinorrhagie (viel Blut) bedeutet Blutung aus der Nase, Hämoptysis (= Hämoptoe) ist das Aushusten von Blut aus dem unteren Respirationstrakt. Nasenbluten kommt beim Rind nicht allzu häufig vor, bereitet dann aber mitunter diagnostische Schwierigkeiten. Es muss zunächst versucht werden, den Ausgangspunkt der Blutung zu finden. Konstant einseitiges Nasenbluten spricht dafür, dass der Ursprung kranial des Larynx liegt. Der Pansensaft zeigt meist keinen Hinweis auf Blutbeimischung. Beidseitiges Nasenbluten spricht dafür, dass der Ursprung kaudal des Larynx liegt, also in der Trachea oder tiefer, oder dass beide Nasenhöhlen betroffen sind (s.u.). Hierbei wird Blut abgeschluckt, was zu Verfärbung des Pansensaftes (in ausgeprägten Fällen auch des Kotes) führen kann.) Blutig-schaumiger beidseitiger Nasenausfluss spricht für akutes Lungenödem. Meist wird das Tier innerhalb kurzer Zeit sterben.
Mögliche Ursachen für Nasenbluten
Vorwiegend einseitig:
Leitsymptom: Laute Stenosegeräusche und Dyspnoe bei einzelnen Kälbern oder älteren Rindern
Trachealkollaps
Ursache: Fraktur vorderer Rippen bei Schwergeburt mit anschließender
Kompression und Kollaps der Trachea durch Kallusbildung. Erkennbare Probleme
treten meist erst nach etwa 2 bis 6 Wochen auf. Symptome: akute Atemnot,
lautes inspiratorisches Rohren, am lautesten über der Apertura thoracis
cranialis (!). Therapie (sehr fragwürdig): Operative Stabilisierung
der kollabierten Trachea mit Hilfe von Plastikringen; ggf. Resektion von
überschießendem Kallus
Literatur: PubMed
Larynx- und/oder Tracheazysten
Diese Zysten können im Verlauf von Wochen so groß werden,
dass sie das Larynx- oder Trachealumen mehr oder weniger verlegen.
Diagnose (und Therapie) nur über Endoskopie möglich.
Pharyngitis
Läsionen (z.B. durch Anwendung von Boluseingebern) führen
zu retropharyngealer Phlegmone sowie Schwellung und Abszedierung der retropharyngealen
Lymphknoten. Therapie: Spaltung von innen oder von außen.
Literatur: PubMed
Laryngitis
Bei Rindern aller Altersklassen, vorwiegend aber bei Kälbern,
tritt vereinzelt eine Entzündung des Kehlkopfes auf. Das Krankheitsbild
ist durch sehr laute inspiratorische Stenosegeräusche gekennzeichnet
und erscheint manchmal sehr bedrohlich. Ursache: Husten -> Schleimhautläsionen
am Kehlkopf -> Ansiedlung von im Nasopharynx beheimateten Bakterien. Erreger:
Trueperella
pyogenes, Pasteurellen, Fusobacterium necrophorum ("Nekrobazillose").
Die Stenose und damit die Geräusche und die Atemnot verstärken
sich bei Aufregung, was auch bei der Untersuchung zu berücksichtigen
ist. Mitunter gibt erst die Untersuchung Anlass, eine Not-Tracheotomie
durchzuführen. Zweck der Untersuchung ist es herauszufinden, ob es
sich um einen diffusen phlegmonösen oder um einen umschriebenen eitrig-nekrotisierenden
Prozess handelt. Im ersten Fall hat eine mehrtägige allgemeine
Antibiose Aussicht auf Erfolg, im zweiten Fall bleibt meist nur die chirurgische
Intervention, die aber auch in der Hand erfahrener Operateure nicht mehr
als 50 % Erfolg bringt. Es besteht hierbei ein erhebliches Risiko für
sekundäre Aspirationspneumonien.
Literatur: PubMed
Jungtierleukose (s. dort)
Schwellung aller Lymphknoten, auch der retropharyngealen.
Leitsymptom: Gehäuft auftretender Husten bei Rindern mit Zugang zu Grünfutter
Sozusagen bis zum Beweis des Gegenteils ist an Lungenwurmbefall
(siehe dort) zu denken.
Leitsymptom:
Akute oder chronische, hochgradige, vorwiegend exspiratorische Dyspnoe
Siehe unter "Interstitielle Pneumonie"
Letzte Änderung: 28.09.2013
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