Interstitielle Pneumonie
 
W. Klee  
 

Das maßgebliche Kriterium der atypischen interstitiellen Pneumonie (AIP) sind diffuse oder örtlich umschriebene Schädigungen der Alveolarsepten. Die kleinen Luftwege (Bronchiolen) sind nicht betroffen, wodurch sich die AIP deutlich von der Bronchopneumonie unterscheidet. Manche Autoren betonen, dass der Prozess eher als Pneumointoxikation denn als Pneumonie, also Entzündung, zu bezeichnen wäre. Weitere charakteristische pathologische Phänomene sind  Kongestion (also Blutfülle) und Ödem, alveoläre Exsudation, Bildung hyaliner Membranen, interstitielles Emphysem, Hyperplasie der Alveolarepithelien, also vermehrtes Auftreten von Typ II Pneumozyten und Fibrose des Stützgewebes. Diese histo-pathologischen Phänomene sind dem Kliniker jedoch naturgemäß nicht zugänglich. Für ihn manifestieren sich interstitielle Pneumonien als akute oder chronische respiratorische Erkrankungen, die sich hinsichtlich Epidemiologie, Symptomatik und Verlauf, einschließlich ihrer therapeutischer Beeinflussbarkeit mehr oder weniger deutlich von den üblichen Bronchopneumonien unterscheiden ("Atypische Pneumonien"). AIP kann durch Infektionen mit Mykoplasmen oder Bakterien kompliziert werden.

In der Humanmedizin gibt es eine Fülle von Formen der atypischen Pneumonie, die mit bestimmten Berufstätigkeiten assoziiert sind.

Auffälligstes klinisches Symptom ist eine meist akut auftretende, vorwiegend exspiratorische Dyspnoe ("acute respiratory distress syndrome").

Folgende Krankheiten können hier eingeordnet werden:

A  Virusinfektionen
1. Bestimmte Formen der BRSV-Infektion
2. Coronavirus-Infektion (bei Menschen aktuell (2013) Middle East Respiratory Syndrome CoV)
3. Bovine respiratory CoV

B  Parasitär bedingte Krankheiten
1. Dictyocaulus viviparus (sog. Reinvasionssyndrom)
2. Ascaris suum-Larven-Invasion

C  Hypersensitivitätsbedingte Krankheiten
1. Extrinsische allergische Alveolitis ("Farmerlunge")
2. Milchallergie
3. "Asthma" ("Adult respiratory distress syndrome")

D  Vergiftungen durch Pflanzeninhaltsstoffe
1. Weideemphysem und -ödem (3MI scheint auch bei Rindern in Feedlots bei der Entwickling von AIP eine Rolle spielen zu können.)
2. Vergiftung durch Brassica spp.

E  Einwirkungen von Gasen und Dämpfen
1. Stickstoffdioxid ("Silogas")
2. Zinkoxid
3. Sauerstoff (zu hoch dosiert)

F  Endotoxisch oder metabolisch bedingte Krankheiten
z.B. Schocklunge

G  Krankheiten ungeklärter Ursache
1. Diffuse fibrosierende Alveolitis (erwachsener Rinder)
2. Sporadische akute interstitielle Pneumonie (bei jungen Rindern einige Zeit nach einer "normalen" Bronchopneumonie)
 

PubMed
 

 


Letzte Änderung: 29.09.2013


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