Das Wichtigste in Kürze
Die Ursache für Vermehrung der Gasbildung in
verschiedenen Abschnitten des Gastrointestinaltraktes ist unklar. Ziel des
Eingriffs ist das Entfernen von Gas und Labmageninhalt aus Blinddarm
bzw. Labmagen.
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Die Ursache eines gastroenteralen Metorismus ist nicht geklärt. Offensichtlich kommt es zu einer Vermehrung der Gasbildung (durch Bakterien) in verschiedenen Abschnitten des Gastrointestinalraktes, weshalb auch der Begriff 'Dysbakterie' verwendet wird. Es sind fast ausschließlich Kälber betroffen, die noch Milchtränke verabreicht bekommen. Die Diagnose kann gestellt werden, wenn mehrere Dünn- und Dickdarmabschnitte sowie häufig auch der Labmagen vermehrt mit Gas gefüllt sind, ohne dass andere pathologische Veränderungen (Darmverschlingung, Labmagenverlagerung und -torsion, Darminvagination, Darmscheibendrehung, Anschoppung,...) erkennbar sind.
Eine Indikation zu einem chirurgischen Eingriff ergibt sich dann, wenn der Meteorismus von Koliksymptomen begleitet wird und kein Kotabsatz erfolgt oder provoziert werden kann. Ziel des Eingriffs ist es, durch Ablassen von Gas aus dem Blinddarm und ggf. auch des Labmageninhalts, eine Reduktion der Bauchfülle zu erreichen. Häufig wird eine Laparotomie auch zur Sicherung der Verdachtsdiagnose durchgeführt.
Im Vordergrund steht eine Vermehrung des Bauchumfangs. Es kann in der Regel kein Kotabsatz provoziert werden (andernfalls kann auch eine konservative Therapie (Abführen, Neostigmin) erwogen werden. Bei der Echographie am stehenden Tier sind im dorsal gelegenen Bereich des Abdomens fast nur Echoartefakte erkennbar (bedingt durch direkt an der Bauchwand anliegende gasgefüllte Darmabschnitte und/oder den gasgefüllten Labmagen). Ventral liegen dann auch Dünndarmabschnitte mit mehr oder wenig ausgeprägter Motorik. Die Bauchhöhlenflüssigkeit kann vermehrt sein, und stellt sich in der Echographie eher anechogen (Transsudat) dar.
Ein ähnliches Krankheitsbild kann bei Septikämie vorliegen. Bei dieser Erkrankung kann dann aber in vielen Fällen ein Primärherd gefunden werden (z.B. eine Bronchopneumonie) und in der regelmäßig vermehrten und trüben Bauchhöhlenflüssigkeit, häufig auch im Pleuraspalt, ist Fibrin erkennbar (Exsudat).
Die Diagnose kann in der Regel erst nach Eröffnung und Exploration der Bauchhöhle gesichert werden.
Verabreichung eines Antiinfektivums (da vermutet wird, dass es sich um ein bakteriell bedingtes Krankheitsbild handelt, bei dem eher Gram-negative Bakterienspezies beteiligt sein könnten, sollte auf ein Breitspektrum-Antibiotikum zurückgegriffen werden, wobei fraglich ist, ob dies einen Einfluss auf im Lumen des Gastrointestinaltraktes befindliche Bakterien haben kann)), Antiphlogese, Kalb in Seitenlage fixieren, Schwanz fixieren, aseptische Vorbereitung des Operationsgebietes.
Der chirurgische Eingriff dauert ca. 30 - 45 Minuten. Als Anästhesie können Totale Intravenöse Anästhesie (TIVA), mit zusätzlicher Schnittlinieninfiltration mit einem 2%igem Lokalanästhetikum, hohe Epiduralanästhesie oder Inhalationsanästhesie genutzt werden.
Ziel des Eingriffs mittels Laparotomie von der rechten Bauchseite aus ist die Sicherung der Diagnose und das Entfernen von Gas aus Blinddarm und ggf. des Labmageninhalts.
Das Ablassen von Gas aus dem Blinddarm erfolgt über eine in die Spitze des Blinddarms eigestochene Kanüle (z.B. 14 G). Dabei muss die Spitze des Blinddarms möglichst weit nach oben gerichtet sein, damit das Risiko des Austretens von Flüssigkeit verringert wird. Zusätzlich kann der Konus mittels steriler Gaze als Spritzschutz abgedeckt werden.
Ist auch der Labmagen vermehrt gefüllt, muss dieser im Bereich der großen Kurvatur eröffnet und Gas und flüssiger Inhalt (wie bei der Labmagenverlagerung nach rechts beschrieben) entleert und mittels doppelt einstülpender Naht nach CUSHING (z.B. monofiler Glycolfaden, metric 0 - 2) wieder verschlossen werden.
Das ohnehin schon prall gefüllte Abdomen wölbt sich nach dem Verbringen des Patienten in Seitenlage extrem stark vor.
Nach dem Eröffnen der Bauchhöhle wird das gesamte Darmkonvolut aus der Bauchhöhle hervorgelagert. Blinddarm und fast der gesamte Dünndarm sind vermehrt mit Gas gefüllt. Die Wand der Därme erscheint gut durchblutet. Es gibt keine Hinweise auf Torsionen, Invagination oder Anschoppung. Auf der Oberfläche der Därme ist kein Fibrin erkennbar.
Es hat sich als wenig ergiebig erwiesen, Gas aus den Dünndarmschlingen abzulassen.
Über eine in die Spitze des Blinddarms eingestochene Kanüle wird Gas abgelassen. Mittels Gaze soll verhindert werden, dass austretende Flüssigkeit auf die Organe gelangt.
Nach dem Entfernen der Kanüle ist das Anlegen einer Tabaksbeutelnaht nicht notwendig, wenn man das Loch kurz mit steriler Gaze sachte zudrückt.
Der Labmagen (es lag keine Torsion vor) ist vorgelagert.
Bevor der Labmagen an der großen Kurvatur eröffnet wird, wird eine sterile Folie darunter geschoben, damit der schwallartig austretende Labmageninhalt das OP-Feld nicht kontaminiert.
Nach Zurücklagern des Labmagens werden die Därme in den Recessus intestinalis geschoben, beginnend mit von oral nach aboral. Dabei wird mit der rechten Hand die kaudale Umschlagstelle des Netzbeutel gefasst und die Därme vorsichtig in den Recessus geschoben.
Rückverlagerung des Kolons und zuletzt des Blinddarms (an der Spitze fassen und in Richtung Beckenhöhle schieben).
Fotos: M. Metzner
Der Wundverschluss erfolgt wie bei der Laparotomie beschrieben.
Verabreichung eines Antiinfektivums für mindestens 5 Tage, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.
Bei komplikationsloser Wundheilung können die Fäden 10 Tage nach dem Eingriff entfernt werden.
Wundinfektion, Nahtdehiszenz, Peritonitis
Die Heilungsaussichten sind insgesamt gut.