Nahttechniken
M. Metzner

Das Wichtigste in Kürze
Fäden, die im Tierkörper dauerhaft verbleiben, sollten aus resorbierbarem Nahtmaterial bestehen. Hefte, die später entfernt werden sollen, können aus nicht resorbierbarem Nahtmaterial gefertigt sein. Während resorbierbares Nahtmaterial früher aus Schafdarm hergestellt wurde (Catgut), werden heute fast nur noch Fäden aus Kunststoffen (z.B. Polymere der Glykolsäure) hergestellt. Als nicht-resorbierbares Nahtmaterial dient z.B. Seide.
Neben Dicke und Länge unterscheidet man nach der Struktur der Fäden zwischen monofilen (oft störrisch, gleiten aber gut durch das Gewebe, schlechte Knotenfestigkeit, keine Dochtwirkung), geflochtenen (geschmeidig, können das Gewebe beim Nähen 'durchsägen', gute Knotenfestigkeit, Dochtwirkung) und pseudomonofilen Fäden (geflochtener Faden, Oberfläche geglättet, von einer Art Schlauch ummantelt). Von Bedeutung sind auch die Resorptionszeit (Zeit in der die Reißfestigkeit des Fadens um 50% abnimmt) und die Auflösungszeit (völlige Auflösung des Materials).
Außerdem stehen Nadel-Faden-Kombinationen mit atraumatischen ('angeschweißten' (Übergang zwischen Nadel und Faden ist fließend)) Nadeln oder Fäden als Meterware auf Spulen, die zusammen mit einer traumatischen Nadel mit Federöhr verwendet werden, zur Verfügung.
Bei den Nadeln unterscheidet man unter Anderem nach Größe und Biegungsgrad, und ob sie im Querschnitt eine runde (Hohlorgane, Muskeln, Faszien) oder kantig-schneidende Form (Haut, Subkutis) besitzen.
Außerdem können für den Wundverschluss auch Metallklammern (Stapler, Michelklammern) verwendet werden.
 
Die nachfolgend beschriebenen Nahttechniken sind eine Zusammenstellung der beim Wiederkäuer am häufigsten angewendeten Verfahren zum Verschluss von Wunden. Die Abbildungen zeigen jeweils das Grundmuster. Eine ausführliche und vertonte Beschreibung ist teilweise in Videosequenzen abrufbar.

1. Einzelhefte

1.1 Knopfhefte
1.2 U-Hefte
1.3 Diagonalnaht nach SULTAN
1.4 Vertikal rückläufige Naht nach DONATI

1.5 Klammertechnik (Manipler)

2. Fortlaufende Nähte

2.1 Matratzennaht
2.2 Naht nach KÜRSCHNER
2.3 Naht nach LEMBERT
2.4 Naht nach CUSHING
2.5 Naht nach SCHMIEDEN
2.6 Naht nach REVERDIN
2.7 Subkutannaht
2.8 Tabaksbeutelnaht

 

1. Einzelhefte

1.1 Knopfheft

Nahttyp: Einzelheft, auf Stoß

Anwendungsbeispiel: Haut

Lembertnaht

Fotos: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

1.2 U-Hefte

Nahttyp: Einzelheft, ausstülpend (Kammnaht)

Anwendungsbeispiel: Haut

Lembertnaht

Foto: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

1.3 Diagonalheft nach SULTAN

Nahttyp: Einzelheft, auf Stoß, perforierend

Anwendungsbeispiel: Muskulatur

Sultannaht Sultannaht Sultannaht

Foto: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

1.4 Vertikal rückläufige Naht nach DONATI

Nahttyp: Einzelheft, auf Stoß, perforierend

Anwendungsbeispiel: Haut mit Subkutis

Es gibt zwei Varianten:

Variante A. Haut wird auf beiden Seiten jeweils zweimal durchstochen

Naht nach Donati Naht nach Donati Naht nach Donati Naht nach Donati

Foto: M. Metzner

Videosequenz (TiHo)

Variante B. Haut wird nur auf der Seite zweimal durchstochen, auf der die Knoten zu liegen kommen, auf der gegenüber liegenden Seite verläuft der Faden intrakutan.

Naht nach Donati Naht nach Donati Naht nach Donati Naht nach Donati Naht nach Donati

Foto: M. Metzner

1.5 Klammertechnik

Nahttyp: Einzelklammern, auf Stoß, nicht perforierend

Anwendungsbeispiel: Haut

Das Setzen der Klammern erfolgt mit einem speziellen Gerät, welches die Klammern enthält. Für das Entfernen der Klammern wird eine Zange zum Aufbiegen verwendet (geht aber auch mit zwei Pinzetten).

Klammern Klammern Klammern

Fotos: M. Metzner

2. Fortlaufende Nähte

2.1 Matratzennaht

Nahttyp: fortlaufend, ausstülpend, einschichtig, perforierend

Anwendungsbeispiel: Erste Naht zum Verschluss des Peritoneums (muss durch fortlaufende Kürschnernaht ergänzt werden!)

Matratzennaht Matratzennaht Matratzennaht

Fotos: M. Metzner

 

2.2 Naht nach KÜRSCHNER

Nahttyp: fortlaufend, einschichtig, perforierend

Anwendungsbeispiele: Peritoneum, Muskelnaht, Hautnaht

 

Matratzennaht

Foto: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

2.3 Naht nach LEMBERT

Nahttyp: fortlaufend, einstülpend, ein- oder mehrschichtig, nicht perforierend, wird als Decknaht nach Naht nach SCHMIEDEN oder KÜRSCHNER verwendet

Anwendungsbeispiele: Verschluss eines Hohlorgans

Lembertnaht Lembertnaht

Fotos: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

2.4 Naht nach CUSHING (modifizierte Lembertnaht, einstülpende Matratzennaht)

Nahttyp: fortlaufend, einstülpend, zweischichtig, nicht perforierend

Anwendungsbeispiele: Uterus, Pansen

 

Cushingnaht Cushingnaht

Fotos: M. Metzner

Videosequenz (TiHo) 

2.5 Naht nach SCHMIEDEN

Nahttyp: fortlaufend, einstülpend, einschichtig, perforierend oder nicht perforierend

Anwendungsbeispiele: Harnblase, Darm, Uterus

Videosequenz (TiHo) 

2.6 Naht nach REVERDIN

Nahttyp: fortlaufend, auf Stoß, einschichtig, semiintrakutan

Anwendungsbeispiele: Haut

 

Matratzennaht Matratzennaht

Fotos: M. Metzner

Videosequenz (Universität Bern)

2.7 Subkutannaht

Nahttyp: fortlaufend

Anwendungsbeispiel: Subkutis

Subkutannaht Subkutannaht

Foto: M. Metzner

Videosequenz (TiHo)

2.8 Tabaksbeutelnaht

Nahttyp: fortlaufend, einstülpend, perforierend

Anwendungsbeispiele: Verschluss einer Fistel im Nabelbereich, Sicherung eines Katheters nach FOLEY

Tabaksbeutelnaht Tabaksbeutelnaht

In den Fotos wird eine Kanüle zum Nähen benutzt, der Faden wird durch die Spitze eingeschoben. ACHTUNG: Verletzungsgefahr!
Die Naht kann auch mit einer normalen (schneidenden) Nadel gelegt werden, das Instrumentarium ist dann aber als 'kontaminiert' zu betrachten.
Fotos: M. Metzner