Das Wichtigste in Kürze
Die Teilamputation eines Schwanzabschnitts erfolgt, damit
distal gelegene Infektionen nicht aufsteigen können. Unterschieden wird
zwischen einer unblutigen Amputation des bindegewebigen Schwanzendes mittels
elastischem Gummiring (am Rind in Deutschland nur zur Prophylaxe und nur
nach behördlicher Ausnahmegenehmigung erlaubt) und einer medizinisch
indizierten blutigen Amputation. Bei der blutigen Amputation
erfolgt das Absetzen zwischen zwei Wirbelkörpern im Diskus
intervertebralis.
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Aszendierende entzündliche Veränderungen im Bereich des Schwanzes können nach Trauma oder in Folge einer Schwanzspitzenentzündung (vor allem bei Mastbullen, weitere Informationen finden sich im Rinderskript: Schwanzspitzennekrose / Schwanzspitzenentzündung) entstehen. Ziel der Amputation ist die Verhinderung des weiteren Aufstiegs einer eitrig nekrotisierenden und aszendierenden Entzündung, die in schweren Fällen die Cauda equina oder gar das Rückenmark erreichen kann.
Beim Rind ist der Schwanz nicht in seiner gesamten Länge durch knöcherne Wirbelkörper gestützt, das distale wirbelfreie Ende besteht aus Haut und Bindegewebe (mit Nerven und Blutgefäßen), es ist beim Kalb ca. 5 cm, bei 1,5 - 2 Jahre alten Rindern 11 - 18 cm lang. Ein prophylaktisches Kupieren des fibrösen Schwanzendes mittels elastischem Gummiring ist in Deutschland bei Rindern bis zu einem Alter von 3 Monaten zurzeit (2016) nur nach behördlicher Ausnahmegenehmigung erlaubt. Hierzu werden vor dem Aufsetzen des Ringes die Haare geschoren und die Haut desinfiziert. Die Demarkation des distalen Schwanzstücks erfolgt nach 3 - 4 Wochen.
Die nachfolgend beschriebene blutige Teilamputation des Schwanzes im knochengestützten Bereich muss medizinisch indiziert sein.
Die Ausdehnung der phlegmonösen Entzündung kann durch Adspektion und Palpation festgestellt werden.
Scheren der Haare, Waschen und Desinfektion.
Epiduralanästhesie (kleine Sakralanästhesie) und Verabreichung eines Antiinfektivums und eines Analgetikums.
Zur Reduktion von Blutungen wird an der Schwanzwurzel zirkulär ein Gummiband
angebracht. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass im gesunden Bereich amputiert wird. Bei weiblichen Tieren sollte (wo möglich)
mindestens die Vulva vollständig abgedeckt bleiben. Die Amputation erfolgt im
Diskus zwischen zwei Wirbelkörpern. Die Lokalisation kann durch Palpation
aufgefunden werden: Da die Wirbelkörper an ihren Enden breiter sind als in der
Mitte, befindet sich der Diskus dort, wo die laterale Kontur des Schwanzes am
breitesten ist. Zur Absicherung kann eine Kanüle in der Mittelachse von dorsal
nach ventral durch den Schwanz hindurch gestochen werden.
Eine Hilfsperson hält den Schwanz oberhalb der geplanten Amputationsstelle fest
und zieht die Haut soweit wie möglich nach proximal.
Die zirkuläre Inzision der Haut erfolgt durch zwei halbmondförmige Schnitte. Der eine verläuft auf der
Dorsalseite, der andere ventral, jeweils mit der konvexen Kurvatur nach distal. Beide Schnitte treffen sich auf beiden Seiten
lateral. Bei der Schnittführung ist darauf zu achten, dass sie ausreichend
weit nach distal geführt werden, damit der verbleibende Stumpf beim Anlegen der
Naht vollständig abgedeckt werden kann. Anschließend wird die Haut nach proximal bis
auf Höhe des Gelenkes von der Unterlage abpräpariert und der distale Schwanzteil zwischen zwei
Wirbelkörpern im Diskus amputiert. Der Verschluss der beiden Hautlappen erfolgt
mittels Knopf- oder
U-Heften.
Ein Gummiband verhindert größere Blutungen während des Eingriffs.
Das Gelenk zwischen zwei Wirbelkörpern befindet sich etwas distal der Stelle, an der die laterale Kontur des Schwanzes am breitesten ist. Diese Stelle kann durch Palpation aufgefunden werden.
Zur Absicherung der Lokalisation kann eine Kanüle durch das Gelenk hindurch gestochen werden.
Anlegen von zwei halbmondförmige Schnitten (der eine verläuft auf der Dorsalseite, der andere ventral, beide Schnitte treffen sich auf beiden Seiten lateral).
Anschließend wird die Haut nach proximal bis auf Höhe des Gelenkes von der Unterlage abpräpariert.
Der Schwanz wird im vorher markierten Gelenk (im Diskus) abgesetzt.
Nach Absetzen des Schwanzes wird die Kanüle entfernt und auftretende Blutungen notfalls gestillt.
Die Haut wird mit Einzelheften (Knopf- oder U-Hefte) verschlossen.
Zur Abdichtung kann die Wunde mit einem Aluspray abgedeckt werden.
Das Anlegen eines Schwanzverbandes wird zum Schutz des Amputationsstumpfes (insbesondere bei Kühen, die separat gehalten werden können) empfohlen. Dabei sollte auf ausreichende Polsterung geachtet werden. Der Verband kann mit wasserabstoßendem Klebeband abgeschlossen werden. Ein zirkulär und sich überkreuzendes Klebeband, welches proximal des gepolsterten Verbandes verläuft, verhindert das Abrutschen des Verbandes vom konisch geformten Amputationsstumpf.
Verabreichung eines Antiinfektivums für 5 Tage, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.
Bei komplikationsloser Wundheilung können die Fäden 12 Tage nach dem Eingriff entfernt werden.
Wundinfektion, Nahtdehiszenz, aufsteigende Infektion
Die Heilungsaussichten sind insgesamt sehr gut.