Bakterielle Meningitis und Meningoenzephalitis
 
W. Klee  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Bakterielle Sepsis mit Befall der Meningen. Auftreten sporadisch, meist sind Kälber im Alter bis zu zwei Wochen betroffen. Wichtigster prädisponierender Faktor für Septikämie ist Hypogammaglobulinämie nach Aufnahme zu geringer Volumina an Erstgemelkskolostrum. Bei älteren Tieren ist Meningitis meist Komplikation eitriger Prozesse mit Absiedelung der Keime ins ZNS. Bei Entzündung der Meningen ist die Absorption von Liquor reduziertund der intrakranieller Druck erhöht. Klinisch zeigen sich Fieber, Depression über Somnolenz bis zu Koma und Krämpfen, steifer Gang, Hyperästhesie, Opisthotonus, erhöhte Schallempfindlichkeit, zentrale Blindheit. Überlagerung durch Symptome der auslösenden Sepsis möglich. Diagnose klinisch und anhand einer Liquoruntersuchung. Therapie: massive Antibiose, Antiphlogistika und Analgetika, ggf. Sedation und intravenöse "Ernährung". Prophylaxe: Sicherung der Kolostrumversorgung.


 

Prüfungsstoff
 
 
Ätiologie Differentialdiagnosen
Epidemiologie Therapie
Klinische Erscheinungen Prophylaxe
Diagnostik

Ätiologie:
Bakterielle Sepsis mit Befall der Meningen. Häufigste Erreger: E. coli, Salmonellen, Streptokokken.
 

Epidemiologie:
Sporadisch, gelegentlich Häufungen in einzelnen Betrieben. Betroffen sind meist Kälber im Alter bis zu 2 Wochen. Es wurde aber auch ein Ausbruch bei 2 - 5 Monate alten Kuhkälbern beschrieben. Bei älteren Rindern nur sporadisch.
 

Pathogenese:
Wichtigster prädisponierender Faktor für Septikämie ist Hypogammaglobulinämie nach Aufnahme zu geringer Volumina an Erstgemelkskolostrum. Eintrittspforte für die Bakterien sind Rachenraum, Darmkanal, Nabel.
Bei älteren Rindern entsteht Meningitis meist als Komplikation (nach eitrigen Prozessen, z. B. Sinusitis frontalis, oder mykotischer Ruminitis)
Die Absiedelung erfolgt nicht nur im ZNS, sondern auch z.B. in den Gelenken, den Nieren und den Augen.
Die Entzündung der Meningen geht mit Reduktion der Absorption von Liquor und daher Erhöhung des intrakraniellen Drucks einher.
 

Klinische Erscheinungen:
Fieber, Niedergeschlagenheit bis Somnolenz, steifer Gang, Hyperästhesie, Opisthotonus (passive Abbeugung des Atlantookzipitalgelenks ist schmerzhaft), Steigerung der Schallempfindlichkeit, zentrale Blindheit mit Miosis, später Koma, Krämpfe. Die Symptome können durch diejenigen der auslösenden Sepsis überlagert werden, z.B. Uveitis und Hypopyon.

   Kalb, das Krampfanfälle zeigt und dabei laut blökt.
 

Diagnostik:
Am aufschlussreichsten ist eine Liquoruntersuchung (massive Pleozytose, Pandy-Test stark positiv, mitunter sind Bakterien im Liquor mikroskopisch zu sehen; Glukosegehalt deutlich unter dem Blutspiegel).

   Liquor eines Kalbes mit bakteriell bedingter Meningoenzephalitis (May-Grünwald-Färbung): Vermehrung segmentkerniger Leukozyten und massenweise Stäbchen (E. coli).
 

Differentialdiagnosen:
ZNS-Missbildung, Tetanus, Polyarthritis (ohne Meningitis).
 

Therapie:
Bei bereits festliegenden Kälbern wenig erfolgversprechend. Sonst: Massive Antibiose, Antiphlogistika und Analgetika, ggf. Sedation. Nötigenfalls intravenöse "Ernährung", weiche, trockene Aufstallung.
 

Prophylaxe:
Sicherung der Kolostrumversorgung (vgl. Kontrolle der Kolostrumversorgung)
 

PubMed
 
 

Letzte Änderung: 09.10.2016


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