Das Wichtigste in Kürze
Das Anlegen einer Pansenfistel wird in Fällen
rezidivierender oder persistierender Pansentympanie durchgeführt, damit das
im Pansen entstehende Gas entweichen kann. Während des Eingriffs wird über
eine Öffnung der Bauchwand in der linken Hungergrube ein Teil der Pansenwand
hervorgezogen und Pansenwand mit Peritoneum parietale und Fascia
transversale zirkulär miteinander vernäht. Nach dem
Öffnen der Pansenwand wird diese dann mit der Haut vernäht.
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Beim gesunden wiederkauenden Rind wird das im Pansen ständig entstehende Gas über den Ruktus eliminiert. Dieer Vorgang kann aus verschiedenen Gründen gestört sein (s. Rinderskript). In Fällen von rezidivierender Tympanie mit dorsaler Gasblase und bei Schlundspasmus (Tetanus) kann das Anlegen einer kleinen Pansenfistel indiziert sein, wenn hierdurch das wiederholte Ablassen des Gases über eine in den Pansen eingeführte weiche Schlauchsonde vermieden werden soll.
Der Ausschluss einer Obstruktion des Schlundes oder einer Pansentympanie mit schaumiger Durchmischung des Inhaltes erfolgt durch das Einführen einer Sonde in den Pansen. Durch das Ablassen des Gases wird auch die Voraussetzung für den Eingriff (nicht unter Druck stehender Pansen) geschaffen.
Damit die über den Maulspalt eingeführte weiche Gummisonde nicht abgebissen werden kann, wird die Sonde durch das Loch eines Beißholzes eingeführt. Nach dem Ablassen des Gases sind die Hungergruben beidseits deutlich eingesunken.
Fotos: M. Metzner
Verabreichung eines Antiinfektivums und eines Schmerzmittels. Bei Anzeichen
von Dehydratation sollte über
einen Venenverweilkatheter isotone Kochsalzlösung verabreicht werden.
Schwanz fixieren, sorgsame Schur des Operationsfeldes, Waschen mit Seife, Wasser und weicher Bürste
(keine Wurzelbürste),
Desinfektion (fakultativ: Verwendung einer sterilen Abdeckfolie).
Der Zugang erfolgt ca. zwei bis drei fingerbreit ventral der Querfortsätze und zweifingerbreit kaudal der letzten Rippe. Hier wird der Bereich, an dem der Eingriff erfolgen soll, mit ca. 20 - 30 ml eines 2 %igen Lokalanästhetikums infiltriert.
Zunächst wird ein kreis- oder rhombenförmiges Hautstück excidiert. Die Größe richtet sich nach der Größe des Tieres. Wird der Durchmesser zu klein gewählt, verschließt sich die Fistel mitunter zu bald, wird er zu groß gewählt, muss später eventuell ein chirurgischer Verschluss der Fistel erfolgen. Bei einem Kalb wird ein Durchmesser von ca. 2,5 cm bei einer Kuh von ca. 4 cm gewählt. Anschließend werden die Muskelschichten stumpf eröffnet, bis Faszie und Peritoneum hervorgezogen und eröffnet werden können. Nun wird die Wand des Pansens mit einer Klemme fixiert und hervorgezogen. Mittels fortlaufender Naht (beginnend im dorsalen Bereich) werden nun die Pansenwand (nicht perforierend) und Faszie mit Peritoneum zirkulär miteinander vernäht (z.B. mit monofilem Glykonatfaden, metric 3,5). Nach dem Eröffnen des Pansens wird die Pansenwand (perforierend) mit der Haut vernäht (z.B.: mit einem geflochtenen Polyglykolsäurefaden, metric 6). Dabei ist darauf zu achten, dass die Stichrichtung immer von der Haut zur Pansenwand erfolgt ('Herausnähen der Pansenwand'). Hierdurch schmiegt sich die Schleimhaut der Pansenwand besser an die Haut an, das Risiko eines verfrühten Zuwachsens der Fistelöffnung wird hierdurch verringert.
Fotos: M. Metzner
Bei dehydrierten Tieren: Wasser mittels Sonde über die Fistelöffnung in den Pansen eingeben.
Verabreichung eines Antiinfektivums für 4 Tage fortsetzen, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.
Die Fäden müssen nicht entfernt werden. In der Regel wächst die Fistel nach mehreren Wochen von allein wieder zu.
7. Komplikationen
Wundinfektionen größeren Ausmaßes und generalisierte Peritonitis sind selten.
Wenn sich die Fistel nach Abklingen der Ursachen der Pansentympanie nicht von allein verschließt, oder (in seltenen Fällen) wenn sich die Fistel sogar vergrößert, kann ein chirurgischer Verschluss der Fistel in Erwägung gezogen werden.