Das Wichtigste in Kürze
Omphalitis, Nabelgranulom und Nabelabszess gehören
zu den entzündlichen Erkrankungen der äußeren Nabelstrukturen. Während die
chirurgische Behandlung einer Omphalitis oder eines Nabelgranuloms in der
Exstirpation des gesamten Nabels besteht, wird beim Nabelabszess nur die Abszesskapsel gespalten.
Vor dem Spalten sollte durch Punktion der Umfangsvermehrung festgestellt
werden, dass es sich tatsächlich um einen Abszess handelt.
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Bei der Omphalitis handelt es sich um eine diffuse infektionsbedingte Entzündung des die äußeren Nabelstrukturen umgebenden Bindegewebes (Omphalitis phlegmonosa). Auch Teile der äußeren Abschnitte der Nabelvene, -arterien und des Urachus können beteiligt sein. Beim Nabelgranulom handelt es sich um eine chronische Entzündung oft in zapfenförmiger Ausbildung, die häufig von der Nabelvene ausgeht. Ursache der Entzündungen sind überwiegend durch die Nabelwunde eingetretene Bakterien aus dem Gram positiven Spektrum. Omphalitiden neigen zur Abszedierung (Omphalitis apostematosa).
Eine Indikation zur Nabelexstirpation besteht bei Omphalitiden und beim Nabelgranulom, wenn durch konservative Therapie mittels Antiinfektiva und Antiphlogistika keine Heilung erreicht werden kann oder wenn (z.B. vor dem Auftrieb auf einen Viehmarkt) eine möglichst rasche Heilung erzielt werden soll. Der chirurgische Eingriff entspricht weitgehend dem im Kapitel Omphalophlebitis beschriebenem Vorgehen und soll deshalb hier nicht wiederholt werden.
Ein Nabelabszess sollte gespalten werden, sobald Fluktuation palpierbar ist, oder wenn bei der Echographie ein ausreichend großes Volumen (Durchmesser der Abszesshöhle größer als ca. ein Zentimeter) an Eiter nachgewiesen werden kann.
Palpatorisch ist eine derbe, druckdolente Umfangsvermehrung des äußeren Nabels tastbar, zu der aber intraabdominal keine Fortsetzung besteht. In Abgrenzung zu Nabelhernien ist jedoch keine Bruchpforte tastbar und die Haut ist nur wenig oder gar nicht auf dem Untergrund verschieblich. Aus einer ggf. vorhandenen Fistelöffnung kann jauchig riechendes Sekret austreten. Bei Abszessbildung kann fluktuierender Inhalt getastet werden.
Zur Absicherung der Diagnose kann die Echographie herangezogen werden.
In der Echographie ist deutlich die dicke Abszesskapsel sichtbar. Außerdem sind Strömungsechos darstellbar, wenn die Umfangsvermehrung mit der Hand bewegt wird.
Videosequenz, 13 Sek., 6 MB, MP4
Echographie: M. Metzner
Vor der Spaltung der als Abszess eingestuften Umfangsvermehrung (insbesondere, wenn keine Echographie herangezogen werden kann), sollte unbedingt durch Punktion festgestellt werden, dass es sich tatsächlich um einen Abszess (Austritt von Eiter) und nicht um eine inkarzerierte Hernie (Labmagen: Austritt von säuerlich riechendem Inhalt, pH < 4; Dünndarm: nach Kot riechende Flüssigkeit; Netz: kein Punktat gewinnbar) oder ein Serom: gelbliche klare, geruchsneutrale Flüssigkeit) handelt.
Für die Punktion und ggf. Spaltung des Abszesses: Umfangsvermehrung Scheren, mit Wasser und Seife säubern, und die Haut desinfizieren.
Sedation (z.B.: Xylazin 2%, 0,2 mg/kg LM i.m., entspricht 0,1 ml/10 kg LM)
An der am ventralsten gelegenen Stelle punktieren. Tritt hier Eiter aus, kann mit einer Skalpellklinge hier gespalten werden.
Nach dem Ablassen des Eiters wird die Abszesshöhle mit dem Finger exploriert und dabei auf eine mögliche Fortsetzung der Abszesshöhle nach intraabdominal (z.B. in ein Nabelvenen- oder Urachusempyem) achten. Spülung der Abszesshöhle mit verdünnter Polyvidon-Jodlösung.
Anschließend sollte die Wunde durch Einnähen eines Kunststoffschlauches oder, nach Schaffung einer Gegenöffnung, durch Einziehen einer Ringdrainage für 5 - 7 Tage offen gehalten werden, damit sich die Öffnung nicht zu rasch schließt und hierdurch ein Sekretstau entsteht.
Kalb mit Umfangsvermehrung im Nabelbereich: Verdacht auf Nabelabszess.
Zur Absicherung der Verdachtsdiagnose wird die Umfangsvermehrung mit einer Kanüle punktiert. Abgang von dünflüssigem, gelblichem und jauchig stinkendem Sekret.
Die Eröffnung des Abszesses erfolgt mittels Skalpell. Damit die Klinge nicht versehentlich zu tief eindringen kann, wurde ein Teil der Klinge mit einer Mullbinde umwickelt (Stopperfunktion).
Abgang von Eiter im Strahl.
Damit die Inzision offen bleibt, kann ein Schlauch eingelegt und mittels eines Heftes an der Haut fixiert werden.
Alternativ besteht auch die Möglichkeit eine zweite Öffnung zu erstellen und eine Ringdrainage einzuziehen.
Fotos: Klinik für Wiederkäuer
Die Heilungsaussichten sind insgesamt sehr gut.
Wenn nur noch wenig Sekret abgeht und sich die Umfangsvermehrung deutlich zurückgebildet hat, kann nach ca. 5 - 7 Tagen der Schlauch/die Drainage entfernt werden.
Sekretstau, Reabszedierung, Bildung von Sekundärabszessen, Einbruch in die Bauchhöhle