Das Wichtigste in Kürze
Bei dieser Methode handelt es sich um eine Modifikation
der Methode zur Labmagenfixierung nach CHRISTIANSEN, die am stehenden Tier
vollständig durchgeführt werden kann, bei der jedoch auf die
Verwendung eines Endoskops zum Setzen des Toggles verzichtet wird.
Stattdessen wird die Bauchhöhle eröffnet und der Toggle über einen Trokar
unter Fingerspitzenkontrolle in die große Kurvatur des Labmagens eingesetzt.
Mittels Spieker nach CHRISTIANSEN wird die Bauchwand ventral durchstochen,
ein Faden in den OP-Bereich gezogen, mit den Togglefäden verknüpft und
damit die Togglefäden ventral am Unterbauch vorgezogen. Hier werden die
Togglefäden mittels Mullbinde fixiert.
Als Vorteil gegenüber der Methode nach Christiansen wird der wesentlich geringere Aufwand für das Instrumentarium, als Nachteil, dass der gesamte Eingriff ohne Sichtkontrolle erfolgt, gesehen. |
Pathogenese und Indikation wurden bereits im Kapitel Omentopexie/Abomasopexie mittels Laparotomie besprochen. Seit der Einführung der Blind-Stitch-Methode und der Roll-and-Toggle-Methode sind verschiedene minimal invasive Methoden entwickelt worden. Die hier vorgestellte Methode hat den Vorteil, dass keine Endoskopie-Ausrüstung benötigt wird. Sie eignet sich nur bei Labmagenverlagerung nach links.
Zur Diagnostik s. Omentopexie/Abomasopexie mittels Laparotomie.
Verabreichung eines Antiinfektivums (bei Begleiterkrankungen, z.B.:
Endometritis) und eines Schmerzmittels, Sedation (z.B.: 0,10 mg/kg Xylazin 2%
i.m. oder 0,05 mg/kg Xylazin 2% i.v.).
Hinterbeine vergritten,
Schwanz fixieren, sorgsame Schur des Operationsfeldes, Waschen mit Seife, Wasser und weicher Bürste
(keine Wurzelbürste),
Desinfektion (fakultativ: Verwendung einer sterilen Abdeckfolie).
Als Spezialinstrument wird der Spieker nach Christiansen benötigt.
Lokalanästhesie durch Infiltration mit ca. 20 ml Procainhydrochlorid am Ort, an dem die Bauchwand eröffnet wird, um den Toggle setzen zu können.
Die Kuh muss im Stehen sicher fixiert werden. Das Operationsfeld befindet sich im letzten Intercostalraum, in halber Höhe der linken Bauchwand. Bei geringgradiger Aufgasung kann der Zugang auch im vorletzten Interkostalraum liegen, die genaue Lokalisation ist durch Perkussionsauskultation zu ermitteln.
Die Schnittlänge beträgt ca. 4 cm, es werden Haut, Unterhaut mittels Skalpell durchtrennt. Dann durchbohrt man die Muskeln stumpf mit dem Finger bis zum Peritoneum. Das Peritoneum wird mittels Pinzette gefasst und inzidiert. Das hörbare Einströmen von Luft signalisiert die Eröffnung der Bauchhöhle. Mittels einer Fingerspitze kann nun der Labmagen ertastet, und mittels Togglesetz-Trokar der Labmagen punktiert und über die Trokarhülse ein Toggle in die Labmagenkuppel eingeführt werden (Fadenenden verbleiben außerhalb!). Das Ausströmen von Gas über die Trokarhülse mit typischem Geruch bestätigt den richtigen Sitz des Trokars.
Wenn kein Gas mehr entweicht wird die Trokarhülse wieder entfernt, es verbleiben die aus der OP-Wunde heraushängenden Fäden. Über die OP-Wunde wird nun der Spieker nach CHRISTIANSEN mit geschützter Lanzette entlang der linken Bauchwand nach ventral und bis etwa 10 cm rechts der Medianen eingeführt. Die richtige Lokalisation ist durch Sicht- und/oder Palpationskontrolle sicher zu stellen (cave! Eutervenen). Dann wird die Lanzette von innen durch die Bauchwand nach außen gestoßen, ein steriler Faden eingefädelt, wieder nach innen in den Schaft gezogen und der Spieker wieder nach außen zurückgezogen. Der so aus der OP-Wunde gezogene Faden wird mit den dort befindlichen Toggle-Fäden verknotet. Durch Zug am freien Ende des langen Fadens werden dier Toggle-Fäden nach ventral aus der Bauchhöhle herausgezogen. Die Enden der Toggle-Fäden werden dort mittels Mullbinde fixiert. Dabei ist darauf zu achten, dass die ggf. vorhandenen Markierungen (5 cm und 10 cm vom Toggle entfernt) beim Verknoten so sitzen, dass die 5 cm Markierung mit der Bauchwand abschließt. Dies erlaubt geringe Verlagerungen des Labmagens Tieres ohne zu großen Zug, wodurch das Risiko für die Bildung einer Labmagenwandnekrose und einer Fistel reduziert wird.
Der Verschluss der Bauchwunde erfolgt mittels üblichem Hautheft.
Die nachfolgenden Fotos wurden der Präsentation von Kreher in einem Video auf YouTube (Labmagenverlagerung Fingerspitzenmethode, M. Kreher), welches die Methode unter Praxisbedingungen zeigt, mit seiner freundlichen Genehmigung entnommen.
Sichere Fixierung der Kuh am Platz.
Lokalisation des Operationsfeldes.
Nach Inzision von Haut und Unterhaut werden Muskeln und Faszie stumpf mit den Fingern bis zum Peritoneum durchbohrt. Es ist darauf zu achten, dass das Peritoneum nicht von der Bauchwand abgehoben und nach innen gedrückt wird, weil sonst der intraabdominale Unterdruck das Peritoneum nach innen saugt und dadurch ein großer Hohlraum zwischen Bauchwand einerseits und Fascie und Peritoneum andererseits entstehen kann.
Fassen des Peritoneums mit einer Pinzette und Inzision mittels Schere oder Skalpell.
(Bei sehr weit nach dorsal aufgestiegen und prall gefülltem Labmagen, kann die Labmagenkuppel durch das Peritoneum hindurch ertastet und vor dem Eröffnen des Peritoneums der Labmagen trokariert und der Toggle eingeführt werden. Danach erfolgt die weitere Präparation entlang der Fäden in die Bauchhöhle.)
Unter Fingerspitzenkontrolle wird der Togglesetz-Trokar mit eingelegtem Dreikantdorn an die gasgefüllte Labmagenkuppel herangeführt und dann eingestochen.
Kontrolle des Sitzes des Trokarendes in der Labmagenkuppel durch Kontrolle des Geruchs des ausströmenden Gases.
Einführen des Sicherheits-Toggles in die Trokarhülse und vollständiges Einschieben durch die Trokarhülse bis in das Labmagenlumen mittels Schubdorn.
Einführen des Spiekers nach CHRISTIANSEN über die bestehende OP-Wunde.
Der Spieker wird entlang der linken Bauchwand bis ca. 10 rechts der Medianen (Linea alba) vorgeschoben.
Vor dem Durchstoßen der Bauchwand mit der Lanzette wird palpatorisch der Sitz des Spiekers geprüft.
Nach dem Durchstoßen der Bauchwand wird ein steriler Faden (z.B. aus Spule) in die Lanzette einfädelt.
Nun wird der gesamte Spieker (mit zurückgezogener Lanzette) aus der Wunde herausgezogen. Damit wird der unten angebundene Faden in die OP-Wunde vorgezogen.
Verknoten des vorgezogenen Fadens mit den aus der Wunde heraushängenden Toggle-Fäden.
Vorziehen des langen Fadens mit den angeknoteten Toggle-Fäden.
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Fixieren der Toggle-Fäden an einer Mullbinde
Fotos: M. Kreher
Der Eingriff dauert insgesamt nur ca. 10 Minuten.
Die Prognose ist bei rechtzeitig erkannten und behandelten Labmagenverlagerungen gut. Sie kann jedoch durch Begleiterkrankungen (Endometritiden, Ketose) verschlechtert werden.
Verabreichung von ca. 30 Liter Wasser über eine Sonde in den Pansen, falls indiziert unter Zugabe von Propylenglykol (Ketose-Behandlung). Bei komplikationsloser Wundheilung können die Fäden an der seitlichen Bauchwand 10 Tage nach dem Eingriff entfernt werden.
Die Mullbinde kann nach ca. 3 - 4 Wochen abgeschnitten werden.
Ausreißen des Toggles aus dem Labmagen / Rezidiv, Wundinfektion, Nahtdehiszenz, Peritonitis
Die Heilungsaussichten sollen insgesamt sehr gut sein.