Das Wichtigste in Kürze
Eine partielle Darmresektion ist indiziert, wenn ein
Darmabschnitt so stark verändert ist, dass eine Revitalisierung nach
Behebung der Ursache unwahrscheinlich ist oder sich die Ursache nicht
beheben lässt.
Nach Ligatur der den zu resezierenden Darmabschnitt versorgenden Blutgefäße und Resektion des Darmes werden die beiden Darmenden mittels Naht nach KÜRSCHNER und anschließend Naht nach LEMBERT miteinander verbunden (End-zu-End Anastomose). Bei sehr unterschiedlichen oral und aboralen Darmdurchmessern wird zunächst das Ende des größeren (oral gelegenen) Darmabschnitts mittels Naht nach CUSHING verschlossen, dann der Darm seitlich eröffnet (Öffnungsgröße adäquat zum Durchmesser des aboralen Darmendes) und eine End-zu-Seit Anastomose durchgeführt. |
Eine partielle Darmresektion ist indiziert, wenn ein Darmabschnitt so stark verändert ist, dass eine Revitalisierung nach Behebung der Ursache unwahrscheinlich ist (z.B.: Dünndarminvagination, die nicht durch Massage behoben werden kann, in einem Nabelbruch inkarzerierter Darm, der sich nicht aus dem Bruchring herauslösen lässt, Volvulus jejuni, bei dem die Darmwand bereits nekrotisch ist, , Darmquetschungen) oder es zu Verwachsungen oder Verklebungen eines Darmabschnitts mit anderen Organen gekommen ist, die nicht gelöst werden können (z.B. bei Verklebungen oder Verwachsungen zwischen Dünndarm und Urachus bei Urachitis).
Intensive Rehydratation (besonders wichtig zur Verbesserung der Durchblutung) und Ausgleich von Elektrolytimbalancen (Infusionen) vor und während des Eingriffs, Verabreichung eines Antiinfektivums, Antiphlogese / Verabreichung eines Schmerzmittels.
Manipulationen an den inneren Organen können zu erheblichen Schmerzen führen. Da die Zustände, die eine Darmresektion erfordern, vor allem bei erwachsenen Rindern leicht zu unübersichtlichen Situationen führen können, sollte - wenn immer möglich - der Eingriff am abgelegten, gut fixierten Tier unter Vollnarkose (TIVA oder Inhalationsnarkose) erfolgen.
Die im Darmgekröse verlaufenden Blutgefäße, die den zu resezierenden
Darmabschnitt versorgen, werden mit resorbierbarem Nahtmaterial einzeln ligiert. Insbesondere wenn
viel Fett im Gekröse eingelagert ist und der Verlauf der Blutgefäße schlecht
erkennbar ist, kann hierzu die Unterbindungsnadel nach DESCHAMPS
verwendet werden. Die Anordnung der Ligaturen
im Gekröse ist halbkreisförmig von der vorgesehenen oralen zur aboralen
Resektionsstelle (s.u.).
Mit je zwei atraumatischen Klemmen nach DOYEN, die im Abstand von ca. 3 cm voneinander gesetzt
werden, wird jeweils oral und aboral das Darmlumen verschlossen. Vor dem Setzen
der zweiten Klemme sollte Darminhalt vorsichtig nach oral (aboral am aboralen
Darmende) massiert
werden. Der aborale Darmabschnitt ist im Durchmesser häufig deutlich
kleiner als der dilatierte orale Darm. Damit bei einer End-zu-End Anastomose
die Durchmesser angeglichen werden können, sollte die aboral gelegene
Durchtrennung schräg zum Darmverlauf (gekröseferne Darmwand stärker kürzen =>
bessere Blutversorgung) erfolgen.
Nun wird das Darmstück jeweils an den innen liegenden Darmklemmen
durchtrennt und das Gekröse distal der Gefäßligaturstellen abgesetzt. Etwaige Reste von
Darminhalt werden vorsichtig mit feuchter Gaze ausgestrichen.
Das Aneinandernähen der Darmenden erfolgt in mehreren Schritten:
1. Zunächst werden mesenterial und antimesenterial jeweils ein Haltezügel eingezogen und verknotet (z.B.
monofile Nadelfadenkombination aus Polyglykolsäure, metric 3/0, so die beiden
Knoten knüpfen, dass sie serosaseitig zu liegen kommen. Durch leichten Zug an den Enden der Haltezügel kann
nun das Lumen etwas vergrößert und die korrespondierenden Teile möglichst
parallel an einander gebracht werden. Das Nadel-tragende Ende jedes Haltefadens wird für die Naht, das andere
als Haltezügel verwendet.
2. Man beginnt mit dem Verbinden der oben liegenden Darmränder mittels fortlaufender
Naht nach KÜRSCHNER
von der antimesenterialen zur mesenterialen Seite hin entlang der parallel
liegenden Darmstümpfe und verknotet das Ende mit
dem nicht Nadel-führenden Fadenende des mesenterial gelegenen Haltezügels.
3. Sodann wird der Darm gewendet und man nutzt das Nadel-führende Ende des mesenterial gelegenen Haltezügels für die fortlaufende Naht
(nach KÜRSCHNER) zur antimesenterialen Seite hin. Am Ende der Naht wird der Faden mit dem Ende des dort liegenden
Haltezügels verknotet.
4. Als zweite Naht sollte eine Naht nach LEMBERT (z.B.:
monofile Nadelfadenkombination aus Polyglykolsäure, metric 3/0) verwendet werden
(bei dieser verlaufen die Einstiche senkrecht zu den Wundrändern). Gegenüber
einer Naht nach CUSHING
(Einstiche parallell zu den Wundrändern) führt die Naht nach LEMBERT (Einstiche
senkrecht zu den Wundrändern) weniger
stark zu einer Verengung des Darmlumens, wenn beim Nähen etwas Zug auf den Faden
kommt.
Die 4 Schritte gezeigt an einem Präparat:
Nach Fertigstellung der Nähte werden die Darmklemmen geöffnet. Mit einem Finger
wird die kurz vor der Anastomose liegende Darmwand vorsichtig nach innen in
Richtung Anastomose gedrückt, damit möglicherweise bestehende Verklebungen im Anastomosebereich gelockert werden. Dann wird die Anastomose auf
Durchgängig- und Dichtigkeit überprüft. Hierzu wird Darminhalt der oralen Seite
vorsichtig in Richtung Anastomose massiert.
Der Spalt im Gekröse kann durch eine fortlaufende Naht oder durch Verknotung der
Fadenenden der Gefäßligaturen verschlossen werden.
Sind oral und aboral gelegene Darmdurchmesser unterschiedlich groß, sollte das
Erstellen einer End-zu-Seit Anastomose vorgezogen werden.
Hierzu wird nach der Resektion des betroffenen Darmabschnitts zunächst das oral
gelegene Darmende mittels Naht
nach Cushing doppelt einstülpend verschlossen. Anschließend wird der Inhalt
des oralen Darmstumpfes so gut es geht nach oral zurückgeschoben und eine Klemme
oral der gewählten Anastomose-Stelle angebracht. Dann wird seitlich am
oral gelegenen Darmabschnitt eine Öffnung in die Darmwand geschnitten, deren
Durchmesser an das aboral gelegene Darmende angepasst ist. Die nachfolgenden
Nähte erfolgen analog zur End-zu-End Anastomose.
Die Schritte bei der End-zu-Seit Anastomose, gezeigt an einem Präparat:
1. Verschluss des Darmendes mit einer
Naht nach CUSHING, 2. seitliche Eröffnung des Darmes, 3. Anbringen von Haltezügeln,
4. Naht nach KÜRSCHNER der oben liegenden Seite.
Anschließend geht es weiter wie bei der End-zu-End Anastomose (nicht gezeigt): Naht nach KÜRSCHNER
am gewendeten Darm und zirkulär eine Naht nach LEMBERT.
Es werden auch noch weitere Nahttechniken beschrieben (z.B.: Für die erste Naht: Hinterwand nach KÜRSCHNER, Vorderwand nach SCHMIEDEN oder alles nur mit Einzelheften. Für die zweite (deckende) Naht: Naht nach CUSHING).
Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Jejunuminvagination, die nicht durch Massage behoben werden konnte. Das Ende des inneren Rohres bildet sich im äußeren Rohr gut ab.
Zwei atraumatische Klemmen nach DOYEN markieren den Darmabschnitt der reseziert werden soll, jeweils oral und aboral (dies erleichtert die Orientierung für den folgenden Schritt, sie werden später zusammen mit dem Darmstück entfernt; Zuvor muss jedoch noch jeweils eine zweite Klemme gesetzt werden (s. Bild weiter unten)).
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Die im Gekröse liegenden Blutgefäße werden mit einer Unterbindungsnadel nach DESCHAMPS unterfahren und ligiert (z.B.: geflochtener Polyglykolsäurefaden, metric 6).
Die Fadenenden der Ligaturen werden nicht gekürzt, sie werden später zum Verschluss des Gekröses verwendet.
Am aboral gelegenen Darmende wird eine zweite atraumatische Klemme nach DOYEN schräg zur ersten plaziert (hierdurch wird der Durchmesser der Darmöffnung nach dem Durchtrennen etwas größer).
Zwischen den beiden Klemmen nach DOYEN wird der Darm durchtrennt..
Entlang der Ligaturen im Gekröse wird das Gekröse durchtrennt.
Zuletzt wird der Darm aboral durchtrennt und der Darmabschnitt entfernt.
Der Durchmesser des aboral gelegenen Darmabschnitts ist deutlich kleiner als das des oral gelegenen Darmabschnitts.
Ein Haltezügel wird mittels einer Nadelfadenkombination mesenterial und ein
weiterer Haltezügel mit einer zweiten Nadelfadenkombination antimesenterial
jeweils mittels chirurgischem Knoten fixiert (Die Fäden
und Knoten sind sehr fein (Monofiler Polyglycolsäurefaden, metric 3/0) und deshalb kaum
erkennbar).
Durch leichten Zug an den nicht Nadel-tragenden Fadenenden der beiden Haltezügel kann der Durchmesser der beiden Darmabschnitte etwas angeglichen werden.
Mittels Naht nach KÜRSCHNER wird zunächst mit dem Nadel-tragenden Ende des Haltezügels die oben liegenden Ränder der Darmenden vereinigt und ein Knoten mit dem Haltezügel am mesenterial gelegenen Faden hergestellt.
Der Darm wird gewendet.
Nun wird mit dem Nadel-tragenden Fadenende des mesenterial gelegenen Haltezügels die zweite Seite der Darmenden vereinigt.
Nach Vervollständigung der Naht nach KÜRSCHNER wird eine deckende Naht nach LEMBERT einmal vollständig um den Darm herum genäht..
Fertige Anastomose.
Nach dem Entfernen der Klemmen nach DOYEN werden die Fadenenden der Ligaturfäden im Gekröse miteinander verknotet und damit der Defekt im Gekröse verschlossen.
Anschließend wird die Durchgängigkeit und Dichtheit der Anastomose überprüft, indem Darminhalt von oral nach aboral massiert wird.
Fotos: M. Metzner
Fortführen der Rehydratationstherapie und Ausgleich von Elektrolytimbalancen, Gabe von Neostigmin um die Darmmotorik zu fördern und damit das Risiko für Verklebungen der Därme untereinander zu mindern, Verabreichung eines Antiinfektivums für mindestens 5 Tage, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.
Zum Test der Darmpassage kann Glaubersalz (1 g/kg KLM) in Wasser peroral verabreicht werden.
Anastomose undicht oder zu eng, (Stenose), Darmverschluss durch fibrinöse Verklebungen zwischen Därmen, Peritonitis, Bridenbildung