Das Wichtigste in Kürze
Als atresia ani bezeichnet man eine
Hemmungsmissbildung, bei der betroffenen Tieren der After teilweise oder
vollständig fehlt. Durch den Eingriff wird versucht, unterhalb des
Schwanzansatzes einen künstlichen Ausgang (Stoma) anzulegen.
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Hemmungsmissbildung unbekannter Genese. Sie kann mit rektovaginaler oder -vesikaler Fistelbildung einhergehen. Eine Indikation zum Anlegen eines Stomas besteht, wenn kein oder zu wenig Kot abgesetzt werden kann.
Betroffene Tiere zeigen Aufkrümmung des Rückens, pressen auf Kot, und der Leibesumfang nimmt zu. Der Kotabsatz fehlt (komplette atresia ani) oder Kot kann nur in geringer Menge herausgepresst werden (partielle atresia ani). Von außen ist nur schwer abschätzbar, ob auch der Enddarm fehlt oder ob er als Blindsack unter der Haut endet (letzteres kann sich als eine Vorwölbung der Haut unterhalb des Schwanzansatzes bei abdominaler Kompression andeuten).
Tierbesitzer müssen vor einem Eingriff darauf hingewiesen werden, dass es in manchen Fällen nicht möglich ist den Blindsack aufzufinden, dass nach gelungenem Eingriff nur passiver Kotabsatz erfolgt und der perianale Bereich deshalb stark mit Kot verschmutzt sein wird (kein Schließmuskel vorhanden) und dass das Tier nicht zur Zucht verwendet werden sollte (Verdacht auf Vererblichkeit).
Das Kalb wird in Rückenlage abgelegt und die Hinterbeine werden gestreckt
nach kranial ausgebunden.
Vorbereitung des OP-Feldes im Bereich des
Perineums.
Injektions-, Inhalationsanästhesie oder hohe Epiduralanästhesie
Ventral des Schwanzansatzes (an der normalen anatomischen Position des Afters) wird ein kreisrundes Stück Haut exzidiert, Durchmesser ca. 2,5 - 3,0 cm. Nach dem Durchtrennen der darunter liegenden Faszie versucht man durch stumpfes Präparieren den Blindsack aufzufinden und zu mobilisieren. Gelingt es das Darmende weit genug nach kaudal zu ziehen, kann versucht werden, das perirektale Gewebe mit dem subkutanen Gewebe zu vernähen. Anschließend wird der Blindsack eröffnet und der Rand der Darmwand mit der Haut zirkulär fortlaufend mit resorbierbarem Nahtmaterial (z.B. geflochtener Polyglykolsäurefaden, HRT37s, 70 cm, metric 4) vernäht.
Kalb mit atresia ani. Typisch sind die leichte Aufkrümmung des Rückens und das Abhalten des Schwanzes beim Pressen
Weibliches Kalb in Rückenlage fixiert. An der dorsalen Kommissur ist eine deutliche Vorwölbung der Haut sichtbar.
Im vorliegenden Fall besteht eine weitere Missbildung in Form einer Ausstülpung der Haut dorso-lateral der Vulva
Beim Druck auf die Vorwölbung ist kaum Widerstand erkennbar (Hautmissbildung wird durch Faden seitlich aus dem OP-Feld herausgezogen).
Ein kreisrundes Stück Haut (Durchmesser ca. 2,5 - 3,0 cm) wurde exzidiert.
Durchtrennung der Faszie genau in der Medianen.
Das stumpfe Präparieren erfolgt unter Zuhilfenahme einer Klemme, die gespreizt wird.
Das kaudale Ende des Blindsacks wurde gefasst und durch stumpfes Präparieren der Umgebung mobilisiert. Es kann aber nicht weit genug nach kaudal gezogen werden. Auf Vernähen des perirektalen Gewebes mit der Subkutis wird deshalb in diesem Fall verzichtet.
Beim Eröffnen des Blindsacks wird der Rand sofort mit mehreren Klemmen gefasst. Das erleichtert das anschließende Vernähen der Darmwand mit der Haut, denn während des Nähens quillt ständig Mekonium hervor und behindert die Sicht.
Fertige Zirkulärnaht (geflochtener Polyglykolsäurefaden, HRT37s, 70 cm, metric 4). Aus dem Stoma quillt Mekonium hervor.
Fotos: M. Metzner
Abdecken der Peripherie mit einer Wundsalbe oder einem Sprühverband, Verabreichung eines Antiinfektivums für mindestens 5 Tage, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.
Auf Entfernen der Fäden sollte verzichtet werden.
Wundinfektion.
Die Heilungsaussichten sind insgesamt sehr gut. Allerdings sollten die Tiere nur zur Mast verwendet werden. Da die Spinkterfunktion fehlt, quillt unkontrolliert Kot hervor, und der Analbereich der Tiere ist ständig kotverschmutzt.