1. Haare
Die Untersuchung der Haare erfolgt durch Adspektion auf Dichte, Länge,
Glanz, Anliegen am Körper, Feuchtigkeit/Fettigkeit, Farbe und das
Vorhandensein von Ektoparasiten.
Dichte und Länge der Haare sind abhängig von Rasse, Jahreszeit,
Klima und Haltungsform (Vergleich mit anderen Tieren der Herde).
Völlige oder teilweise Haarlosigkeit kann angeboren (A-, Hypotrichie)
oder erworben sein (Alopezie).
Erworbene Haarlosigkeit kann bedingt sein durch:
Die Untersuchung der Haut erfolgt durch Adspektion und Palpation auf Beschaffenheit (Elastizität, Fettigkeit), Farbe, Temperatur, Juckreiz, Umfangsvermehrungen, Substanzverluste und Ektoparasitenbefall (Zecken, Milben (s.o.)).
Verfärbungen:
normalerweise am Rumpf höher als an den Körperenden
äußert sich durch aktives Scheuern oder Benagen, Andrängen, Lippenzucken und Knabbern bei Bekratzen
Die Untersuchung der Unterhaut erfolgt durch Adspektion und Palpation.
Hautturgor: Zweck ist die Prüfung des Status des Flüssigkeitshaushaltes. Dazu wird eine Hautfalte am Oberlid (oder am Hals) aufgezogen und langsam losgelassen. Normalerweise verstreicht die Hautfalte bei nicht zu alten Tieren sofort. Ist dies nicht der Fall, ist von einem bestehenden Flüssigkeitsverlust in Höhe von über 5% der Körpermasse auszugehen.
Hierzu gehört auch die Lage der Bulbi: normalerweise besteht zwischen drittem Augenlid und Orbita kein Spalt. Ist hier ein Spalt erkennbar, bezeichnet man die Bulbi als "eingesunken" (gering-, mittel-, hochgradig). Sind die Bulbi eingesunken, ist bereits ein Flüssigkeitsverlust von mindestens 6-7% eingetreten. Bei akuten Erkrankungen ist pro mm Einsinktiefe mit einem Verlust an Körperwasser in Höhe von 2 % der Körpermasse zu rechnen, bei chronischer Erkrankung eher mehr. Bei abgemagerten Tiere ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des teilweisen Abbaus des Fettkörpers hinter dem Augapfel die Bulbi schon ohne Flüssigkeitsverlust tiefer in der Orbita liegen können.
Hochgradig eingesunkener Bulbus bei einem Kalb mit Durchfall.
Video, 4 Sek., 0,7 MB Das Video zeigt ein Tier mit physiologischem Hautturgor und nicht eingesunkenen Bulbi: eine aufgezogene Hautfalte am Oberlid verstreicht sofort.
Video, 8 Sek., 1,3 MB Das Video zeigt ein Tier mit geringgradig reduziertem Hautturgor und geringgradig eingesunkenen Bulbi: eine aufgezogene Hautfalte am Oberlid verstreicht etwas verzögert.
Video, 6 Sek., 1,0 MB Das Video zeigt ein Tier mit mittelgradig reduziertem Hautturgor und mittelgradig eingesunkenen Bulbi: eine aufgezogene Hautfalte am Oberlid verstreicht langsam.
Video, 8 Sek., 0,6 MB Das Video zeigt ein Tier mit hochgradig reduziertem Hautturgor und hochgradig eingesunkenen Bulbi: eine aufgezogene Hautfalte am Oberlid verstreicht auch nach mehreren Sekunden nicht vollständig.
Umfangsvermehrungen:
Umfangs-
vermehrung |
Erklärung | Charakteristikum |
Hämatom | Bluterguss | Dünne Kapsel, fluktuierend, druckempfindlich
Ultraschallaufnahme typisch: wabenartige Struktur |
Abszess | Ansammlung von Eiter an einer anatomisch nicht vorgeformten Stelle | Umschrieben, mit Kapsel, fluktuierend, z.T. Erweichungsstelle, druckempfindlich |
Phlegmone | Diffuse zellige Bindegewebsinfiltration | Diffus, derb bis derb-elastisch, vermehrt warm, stark druckempfindlich |
Emphysem | Gas (meist Luft) | Knistern bei Palpation, hohler Klang bei Beklopfen,
wenig druckempfindlich.
Vorkommen z.B.:
|
Gasödem, Gasphlegmone | Durch Bakterien gebildetes Gas bei Anaerobierinfektion | Störung des Allgemeinbefindens, Knistern bei Palpation |
Warmes, entzündliches Ödem | Plasma aus geschädigten, vermehrt durchlässigen Gefäßen in der Umgebung von Entzündungen | Teigig (Fingereindruck bleibt bestehen), warm, druckempfindlich |
Kaltes, nicht-entzündliches Ödem | Plasmawasser im Interstitium durch Reduktion des
Rückstroms in den venösen Schenkel der Kapillaren
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Teigig (Fingereindruck bleibt bestehen), kühl,
nicht druckempfindlich, an tiefen Stellen lokalisiert
Vorkommen z.B.:
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Harnödem, Harnphlegmone | Austritt von Harn aus der Harnröhre ins umliegende Bindegewebe nach Harnröhrenverschluss | Nur beim männlichen Tier, kein Harnabsatz provozierbar |
4. Schleimhäute
Die Untersuchung erfolgt durch Adspektion und Palpation. Zugänglich sind Teile der Nasenschleimhaut, die Maulschleimhaut, die Konjunktiven, ein Teil der Präputial- oder Vestibulum- und Vaginalschleimhaut. Normalerweise sind die Schleimhäute, falls sie nicht pigmentiert sind, blaß-rosa, feucht, glatt, glänzend.
Farbabweichungen:
Farbabweichung | Interpretation |
Blässe | Kreislaufzentralisation und/oder Anämie |
Rötung | Lokale Entzündung |
Zyanose ("Lila-Stich") | Herz- und/oder respiratorische Insuffizienz |
Gelbstich | Ikterus |
Schmutzig-rot, verwaschen | Hinweis auf Sepsis oder Intoxikation |
Punktförmige oder flächenhafte Blutungen | Hinweis auf Sepsis, BVDV-Infektion, Intoxikation; subsklerale Blutungen bei Neugeborenen nach Schwergeburt |
Hämorrhagische Diathese: flächenhafte subsklerale Blutung
Sonstige Schleimhautveränderungen: