8 Elektrolyte und Mineralstoffe
8.1 Natrium
Physiologie und Pathophysiologie
Verteilung und Funktion:
Na, Atomgewicht 23, ist das wichtigste Kation im Extrazellulärraum, als dessen „osmotisches Skelett“ es wirkt und damit maßgeblich die Verteilung von Flüssigkeit im Körper bestimmt. Es macht fast die Hälfte der Plasma-Osmolalität aus. 98 % des austauschbaren Na sind extrazellulär, nur 2 % intrazellulär. Wasser- und Na-Haushalt sind eng gekoppelt.
Die Natrium-Konzentration im Extrazellulärraum unterliegt bei gesunden Individuen einer straffen Homöostase. Dehnungs-, bzw. Barorezeptoren im Herzen bzw. Karotissinus messen Veränderungen im Blutvolumen. Die hormonelle Regulation (v. a. Renin – Angiotensin – Aldosteronsystem) geschieht über Veränderung der Natriumausscheidung in der Niere durch Modulation der tubulären Resorption.
Indikationen zur Bestimmung des Blutspiegels:
Ödeme, Verdacht auf Kochsalzvergiftung
Bestimmungsmethoden:
ISE (Heparinat-Vollblut), FP (Plasma, Serum; FP ist Referenzmethode)
Referenzintervall: 135 – 150 mmol/L
Interpretation von Abweichungen:
Hyponatriämie tritt vor allem bei schweren Durchfallerkrankungen auf. Die Pathogenese ist nicht eindeutig geklärt. Prinzipiell muss die verloren gegangene Flüssigkeit höhere Na-Konzentration als der EZR haben. Als zusätzlicher Mechanismus wäre die Anhäufung osmotisch aktiver Substanzen im Körperwasser (zum Beispiel Harnstoff) denkbar. Gegenüber der durch akute oder chronische Niereninsuffizienz bedingten Hyponatriämie kann die Hyponatriämie bei Durchfall durch Bestimmung der EFNa (s. unten) differenziert werden. Sie ist bei Durchfall in aller Regel deutlich unter 1 %, bei Niereninsuffizienz jedoch deutlich darüber. Cave: Die EFNa ist bei und nach Na-haltigen Infusionen nicht interpretierbar.
Infusion größerer Volumina Na-freier Lösungen (z. B. Glukose) kann die Na-Konzentration im EZR vorübergehend senken.
Hypernatriämie tritt bei Rindern im Allgemeinen nur dann auf, wenn sie keinen Zugang zu Wasser haben (was auch durch Defekt der Tränke verursacht sein kann!) oder aufgrund einer ZNS-Störung nicht trinken. Interventionsbedürftig sind Werte über 160 mmol/L. Bei Kälbern mit Kochsalzvergiftung können Werte über 180 mmol/L gemessen werden.
Kontrolle der Versorgung;
Die Na-Konzentration im Extrazellulärraum unterliegt einer straffen homöostatischen Regelung (± 2 %). Daher gibt die Bestimmung des Konzentration im Plasma/Serum nur in extremen Fällen Hinweise auf Unterversorgung. Aussagekräftiger ist die Bestimmung der EFNa (siehe unten) oder die Messung der Na- und K-Konzentration im Speichel.
8.1.1 EFNa
(in der Literatur meist als FENa = fraktionelle Elimination von Natrium bezeichnet; da es sich aber um die Eliminationsfraktion handelt - s. Definition - halte ich die Bezeichnung EFNa für besser)
Definition:
prozentualer Anteil der mit dem Harn ausgeschiedenen an der glomerulär filtrierten Natriummasse.
Indikation zur Bestimmung:
Kontrolle der tubulären Rückresorptionskapazität beim Einzeltier; Kontrolle der Na-Versorgung bei einer Gruppe von Rindern.
Durchführung:
Es werden möglichst gleichzeitig eine Blut- und eine Harnprobe entnommen und darin die Na- und Kreatinin-Konzentration bestimmt.
Berechnung:
Unter der Voraussetzung, dass Kreatinin endogen in konstanter Rate (Masse pro Zeiteinheit) freigesetzt und nur über glomeruläre Filtration ausgeschieden wird, entspricht die Kreatinin-Clearance (CKr) hinreichend genau der glomerulären Filtrationsrate (GFR).
GFR = CKr
CKr = UKr * V/PKr
UKr = Kreatinin-Harnkonzentration
V = Harnzeitvolumen
PKr = Kreatinin-Konzentration im Plasma
Pro Zeiteinheit mit dem Urin ausgeschiedene Na-Masse
= UNa * V
UNa = Natrium-Konzentration im Urin
Pro Zeiteinheit glomerulär filtrierte Na-Masse
= GFR * PNa = UKr * V * PNa/PKr
PNa = Natrium-Konzentration im Plasma
EFNa
= UNa * V * 100/PNa * UKr- * V/PKr
= UNa * PKr * 100/PNa * UKreat-
= U/P Na * 100/U/P Kreat
Auf die (mühsame, ungenaue und für die Patienten nicht immer angenehme) Bestimmung des Harnzeitvolumens kann also verzichtet werden.
Letzte Änderung: 30. 08. 2015