Ikterus | |
Informationen aus der Milch | |
Inzidenz |
Ikterus
Zur Rekapitulation: Gesamtbilirubin = Bilirubin I + Bilirubin II. Bilirubin
I = unkonjugiertes, "indirektes" (oder vielmehr indirekt reagierendes)
Bilirubin, nicht wasserlöslich, im Plasma an Albumin gebunden. Bilirubin
II = (an Glukuronsäure) konjugiertes, "direktes" (oder vielmehr direkt
reagierendes) Bilirubin, wasserlöslich.
Hämoglobin aus alternden Erythrozyten wird von Makrophagen zu
Bilirubin I metabolisiert und ins Plasma abgegeben. Dort wird es an Albumin
gebunden und so zur Leber transportiert. Die Hepatozyten nehmen Bilirubin
I auf und konjugieren es mit Glukuronsäure zu Bilirubin II. Dieses
wird über ein kanalikuläres System in die Galle sezerniert.
Mit "Ikterus" wird eine grobsinnlich erkennbare Verfärbung von
Körpergeweben, insbesondere von elastischen Geweben, durch Gallenfarbstoffe
bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit der Erkennung dieser Verfärbung
durch einen Untersucher hängt unter anderem von Art, Stadium und Intensität
des vorliegenden pathologischen Prozesses, individuellen Unterschieden
beim betroffenen Individuum (z.B. Pigmentierungen), den Lichtverhältnissen
sowie Sehkraft, Aufmerksamkeit und Einstellung des Untersuchers ab. Ikterus
ist im allgemeinen erkennbar, wenn die Konzentration von Gesamtbilirubin
im Plasma über 35 bis 85 µmol/L ansteigt und zwar am leichtesten
an den Skleren und bei natürlichem Licht.
Die klassische Einteilung in prähepatischen (hämolytischen
oder Superfunktions-) Ikterus, hepatischen (hepatotoxischen oder hepatozellulären)
Ikterus und posthepatischen (Stauungs-) Ikterus ist zwar didaktisch sinnvoll.
Beim Rind kommt jedoch fast ausschließlich die erste und dritte Form
vor. Dagegen kann Leberinsuffizienz beim Rind bis zum exitus letalis
anikterisch verlaufen.
Ursachen für prähepatischen Ikterus (Schleimhäute aufgrund
der gleichzeitig bestehenden hämolytischen Anämie blaßgelb
oder schmutziggelb) beim Rind sind u.a. puerperale Hb-Urie, chronische"
Cu-Vergiftung, Tränke-Hb-Urie, Rapsvergiftung, Leptospirose und Babesiose.
Häufigste Ursache für posthepatischen Ikterus (Schleimhäute
aufgrund der Überlagerung ihrer normalen Farbe und der intensiv gelben
Farbe von Bilirubin II dunkel- bis orangegelb) ist ein extrahepatischer
Gallengangsverschluß, meist im Zusammenhang mit chronischer Fasziolose.
Da Ikterus ein Symptom ätiologisch sehr unterschiedlicher Leiden
ist, muß deren diagnostische Abklärung im Vordergrund stehen,
und es ergibt sich von selbst, daß keine generellen Empfehlungen
für therapeutische Interventionen gegeben werden können.
Informationen aus der Milch*:
Aus den monatlichen Daten der Milchkontrolle (Milchvolumen, Konzentration
von Fett, Eiweiß und Harnstoff) lassen einige für die Betreuung
und Überwachung von Milchrinderbeständen wichtige Informationen
entnehmen oder berechnen. In größeren Beständen liegen
darüber hinaus auch Angaben über die Tagesgemelke an.
Anhand von Veränderungen der mittleren Tagesmilchleistung
(in größeren Beständen) oder dem Verlauf der mittleren
Laktationskurve (in kleineren Beständen) können Veränderungen
in der Fütterung beurteilt werden.
Anstieg des Milchfettgehaltes über 5 % zu Beginn der Laktation
spricht für Hyperlipomobilisation und legt den Verdacht auf Vorliegen
einer Ketose nahe. Absinken des Fettgehaltes unter 3,5 % in der
Hochlaktation spricht für Mangel an Struktur in der Ration (Gefahr
der subklinischen Pansenazidose mit allen ihren Problemen).
Absinken des Eiweißgehaltes in der Milch (unter 3,2 %)
ist als Hinweis auf Energiemangel in der Ration zu werten. Erhöhte
Harnstoffkonzentrationen treten auf, wenn das Verhältnis von Eiweiß
und leicht verfügbarere Energie in der Ration zuungunsten der Energie
verschoben ist. Die Konzentration des Milchzuckers (Laktose) schwankt nur
geringfügig, weil die Laktosesyntheserate im wesentlichen die Milchvolumensekretion
(auf osmotischem Weg durch Abziehen von Wasser) bestimmt.
Literatur:
Mansfeld, R., W. Heuwieser. 2000. Monatlicher Futtercheck. Weg zur
Qualitätssicherung in der Milchviehfütterung. Milchpraxis 38:
126-130.
Inzidenz:
Rate an Neuerkrankungen an einer bestimmten Krankheit innerhalb eines
bestimmten Zeitraumes in einer bestimmten Population. ("Längsschnitt").
* = Hinweis auf Prüfungsfragen