Kupfermangel
W. Klee
Das Wichtigste in Kürze
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Prüfungsstoff
Ätiologie | Diagnostik |
Epidemiologie | Differentialdiagnosen |
Pathogenese | Therapie |
Klinische Erscheinungen | Prophylaxe |
Ätiologie:
Kupfer ist ein essentielles Spurenelement und Bestandteil zahlreicher
Enzyme (u.a. Cytochrom-C-oxidase, Superoxid-dismutase, Monoaminooxidase,
Tyrosinase, Katalase, Lysyloxidase, Ferrioxidase I [= Caeruloplasmin]).
Es ist in allen Geweben enthalten, vor allem im Gehirn, im Knochenmark
und in der Leber (dem Hauptspeicherorgan) und spielt eine wichtige Rolle
bei der Hämoglobinsynthese sowie bei der Entgiftung von Peroxidradikalen.
In der Membran aller Zellen gibt es Kupferpumpen, welche eine schädliche
intrazelluläre Akkumulation von Kupfer (nach Möglichkeit) verhindern.
Epidemiologie:
Unterversorgung kann primär (bei absolut ungenügendem Cu-Gehalt
des Bodens und damit des Grundfutters, was vor allem in Sandböden
vorkommt) oder sekundär (durch Behinderung der Cu-Resorption) entstehen.
Pathogenese:
Kupfer wird im Magen und im Dünndarm resorbiert und dann locker
an Albumin und Transcuprein gebunden. Die Bedarfsdeckung wird hauptsächlich
über die Resorptionsquote (2 - 40 %) geregelt. Reduziert wird die
Resorptionsquote durch so genannte Antagonisten, z.B. Mo, S, Se, Cd, Pb,
Ca, Fe, Zn, Ag. Die tatsächliche Verfügbarkeit von Cu in einer
Ration kann nicht leicht bestimmt werden. Der Bedarf an Cu von Rindern
liegt bei etwa 8 - 16 mg pro kg Futter-TS. Bei Kälbern, Lämmern
und erwachsenen Schafen liegt er darunter (ca. 1 mg pro kg TS bei Kälbern
und Lämmern bzw. 4 - 8 mg pro kg TS bei erwachsenen Schafen).
Der Blutspiegel wird im physiologischen Bereich (etwa 10 - 40 µmol/l)
gehalten, so lange der Cu-Gehalt in der Leber über 35 mg/kg (Trockensubstanz)
ist.
Klinische Erscheinungen:
Kälber und Lämmer: Störung der pränatalen und postnatalen
Entwicklung der weißen Substanz von Hirn und Rückenmark (enzootische
Ataxie oder Swayback der Lämmer), Entwicklungsstörungen bei Kälbern
(bei schwarzbunten Kälbern rötliche Verfärbung des Fells),
Störung der enchondralen Ossifikation mit Lahmheit und erhöhter
Brüchigkeit der Knochen, Minderung der Infektabwehr
Erwachsene Wiederkäuer: Lecksucht, hypochrome makrozytäre
Anämie, Depigmentierung des Haarkleids (Achromotrichie aufgrund der
Tyrosinase, welche für die Melaninbildung von Bedeutung ist), Durchfall,
Störung der Fruchtbarkeit, Nachlassen der Milchleistung, Abmagerung,
plötzlicher Tod ("falling disease").
Dass (sekundärer) Cu-Mangel auch zu Aortenruptur führen kann, wird diskutiert, ist aber nicht erwiesen.
Diagnostik:
Die Parameter zur Beurteilung der Cu-Versorgungslage sind nicht eindeutig.
Serum-Spiegel unter 6 µmol/l und Lebergehalte unter 35 mg/kg
(TS) werden als beweisend für einen Mangel angesehen.
Differentialdiagnosen:
Je nach dem, welches Symptom im Vordergrund steht, kommen verschiedene
Krankheiten differentialdiagnostisch in Betracht.
Durchfall: Parasitosen, Paratuberkulose
Therapie:
Injektion von organischen Cu-Verbindungen, orale Verabreichung von
Cu-Sulfat oder anderen Cu-Verbindungen in Mineralstoffmischungen oder per
Bolus.
Prophylaxe:
Deckung des Bedarfs unter Berücksichtigung der oben genannten
Zusammenhänge. Das Verhältnis Cu:Mo in der Ration sollte über
2:1, besser über 5:1 sein.
Letzte Änderung: 25.09.2016
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