Erbkrankheiten beim Braunviehkalb
 
W. Klee  
 

Bei DBV-Kälbern treten genetisch bedingte Störungen im Bereich des Bewegungsapparates auf, die hier gemeinsam besprochen werden sollen.
Inzwischen (Dez. 2016) sollten diese Erbkrankheiten jedoch weitestgehend getilgt sein, weshalb dieses Kapitel nur als Referenz bestehen bleibt.
 

 
Spinale Muskelatrophie Spinale Dysmyelinisierung
    Erbgang     Erbgang
    Beginn     Wesen
    Dauer     Beginn
    Symptomatik     Dauer
    Histologie     Symptomatik
    Maßregelung     Histologie
 
Kongenitale Myopathie
    Beginn
    Dauer
    Symptomatik

 

Spinale Muskelatrophie (SMA)

Erbgang:
Autosomal rezessiv, Genlokus noch nicht bekannt, ein Gentest ist verfügbar.

Beginn:
Teils von Geburt an, teils ab 2. bis 6. Woche.

Dauer:
Tödlicher Verlauf binnen 1 - 2 (-4) Wo nach Krankheitsbeginn.

Symptomatik:
Verlust des Stehvermögens bis zum Festliegen, nach vorn gestreckte Vorderbeine, Vorderbeine mitunter verkrümmt (gebeugt), pumpende Atmung, Muskelschwund an den Gliedmaßen und Rumpf, mitunter zusätzlich Vordergliedmaßenverkrümmung, die Tränkeaufnahme ist meist von Anfang an gestört, oft sekundäre Pneumonie.

Video, 42 Sek., 3,1 MB   Die Videosequenz zeigt ein Braunviehkalb mit Verdacht auf SMA: das Tier ist offensichtlich nicht in der Lage seine Haltung (im Liegen) normal zu korrigieren (Froschlage). Bei Aufstellversuchen sackt es zusammen, die Muskulatur wirkt atrophisch. Der Saugreflex ist kräftig. Zwischenzeitlich führt das Tier merkwürdige Bewegungen mit dem Kopf aus.

Histologie:
Entartung und Schwund von motorischen Neuronen in den Ventralhörnern der grauen Substanz des Rückenmarks; dadurch bedingter Schwund der Skelett- und Zwerchfellmuskulatur.

Maßregelung:
Anlagenträger-Bullen werden gemeldet, aber nicht immer gemerzt.
 

PubMed
 
 

Spinale Dysmyelinisierung (SDM)

Erbgang:
Autosomal rezessiv. Ein Gentest ist verfügbar.

Wesen:
Vorzeitige Reifung der Oligodendrozyten mit Verlust des Myelinbildungsvermögens.

Beginn:
Von Geburt an.

Dauer:
Tiere werden meist bald getötet, da keine Besserung.

Symptomatik:
Festliegen in Brustseitenlage oder Seitenlage, keine Lastaufnahme bei Aufstellen, in Brustlage Hintergliedmaßen (zeitweise) nach vorn gestreckt, Opisthotonus (in Seitenlage; in Brustlage Kopfhaltung längere Zeit normal), Schwanz wird abgehalten, anfallsweise ruckartige Kopfbewegungen und Streckkrämpfe, Schläfrigkeit, bei Aufregung aber Aufreißen der Augen und/oder Muskelzittern und/oder Krämpfe, Sensibilität erhalten, spinale Reflexe z.T. übertrieben, z.B. Zwischenklauenreflex (starke Beugung, anschließend starke Streckung der Hintergliedmaße).

Histologie:
Axonale Degeneration in Rückenmarksbahnen, verminderte Dicke des Rückenmarks.
 

PubMed
 
 

Kongenitale Myopathie

Beginn:
Von Geburt an oder ab den ersten Lebenstagen.

Dauer:
Einige Wochen.

Symptomatik:
Kälber können zunächst noch stehen (Kopf gesenkt, Rücken aufgekrümmt), nach einiger Zeit zunehmendes Muskelzittern, Einknicken, allmählicher Verlust des Stehvermögens innerhalb von 3 - 4 Wochen, Tränkeaufnahme bleibt lange erhalten.
 

PubMed
 
 

Letzte Änderung: 8.12.2016


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