Pansenegelbefall, Paramphistomose
 
G. Knubben  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Die Paramphistomose ist eine parasitäre Erkrankung diverser Wiederkäuerspezies. Erreger ist in Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit Calicophoron daubneyi. Epidemiologisch bedeutsam ist, dass der Zyklus von C. daubneyi denselben Zwischenwirt wie derjenige von Fasciola hepatica, nämlich Galba truncatula (Zwergschlammschnecke), beinhaltet. Aus diesem Grund sind die Bekämpfungsmaßnahmen vergleichbar mit denjenigen, die für die Bekämpfung der Fasciolose beschrieben sind. Klinische Symptome einer Enteritis treten im Wesentlichen während der intestinalen Phase und vorwiegend bei Jungtieren auf. Zur Therapie wird Oxyclozanid (15 mg/kg KM p. o.) empfohlen. Diagnose koproskopisch.


   
Erreger
Bedeutung
Zyklus und Epidemiologie  
Klinische Erscheinungen  
Diagnose  
Differentialdiagnose  
Therapie und Bekämpfung  
 

Erreger:
Die Paramphistomose ist eine parasitäre Erkrankung bei diversen Wiederkäuern, ausgelöst u. a. durch Paramphistomum cervi, Calicophoron daubneyi und Paramphistomum ichikawai. In verschiedenen europäischen Ländern scheint C. daubneyi der Erreger der Paramphistomose zu sein. In Deutschland gibt es Nachweise von C. daubneyi aus Schleswig-Holstein, aus Niedersachsen (persönliche Mitteilung Prof. C. Strube) und aus Bayern. Paramphistomum cervi, der bisher in Europa als Erreger der Paramphistomose galt, scheint hingegen keine wesentliche Rolle zu spielen.
 

Bedeutung:
Bisher schienen Pansenegel im Wesentlichen in tropischen und subtropischen Regionen vorzukommen. Mittlerweile gibt es Hinweise, dass die Paramphistomose in Europa an Bedeutung gewinnt. So wurde in Spanien eine Seroprävalenz von 61,2 % bei Weiderindern gefunden. Auch aus weiteren europäischen Ländern liegen Prävalenzdaten vor: In Großbritannien sind 57 % der untersuchten Rinder infiziert, in Frankreich 44,7 %, in Spanien 18,8 %, in Belgien 28 % und in Irland 52 %.

Zyklus und Epidemiologie:
Vom Endwirt werden die infektiösen Metacercarien aufgenommen. Diese sind – im Gegensatz zu den Leberegel-Metacercarien – empfindlich gegen Trockenheit und überleben beispielsweise Heutrocknung nicht. Im Dünndarm schlüpfen die jungen Pansenegel und siedeln sich 1,5 bis 2 Monate im Duodenum an. Bei schwerem Befall können die juvenilen Stadien im Dünndarm persistieren. Danach wandern sie in den Pansen ein (Abbildung 1) wo sie als Erwachsene anfangen, Eier auszuscheiden. Die Präpatenz beträgt bei Rind und Schaf 3,5 Monate.

Der Zyklus beinhaltet bei allen Pansenegeln Wasserlungenschnecken als Zwischenwirte. Beschrieben sind Planorbidae (Tellerschnecken) bei Paramphistomum cervi und P. ichikawai und Lymnaeinae (Schlammschnecken) bei C. daubneyi. Galba truncatula (Zwergschlammschnecke, Zwischenwirt des großen Leberegels) ist in Europa der am häufigsten nachgewiesene Zwischenwirt für Calicophoron daubneyi.

Klinische Erscheinungen:
Die Infektion kann insbesondere während der intestinalen Phase infolge Zerstörung von Mukosa durch die juvenilen Egel zu Enteritis mit Albuminverlust und in der Folge zu Krankheitssymptomen wie Körpermasseverlust , Durchfall, Kehlgangsödem, Reduktion der Futteraufnahme und bei hoher Befallsintensität zum Tod führen. Betroffen sind beim Rind im Wesentlichen immunologisch naive Jungtiere. Ältere Rinder scheinen eine gewisse Immunität zu erlangen, die dazu führt, dass kaum klinische Symptome auftreten. Schafe und Ziegen sind ein Leben lang empfänglich.

Diagnose:
Koproskopischer Einachweis mittels Sedimentationsverfahren. Aufgrund der Ähnlichkeit besteht die Gefahr der Verwechslung mit Eiern des großen Leberegels, die jedoch etwas kleiner und dunkler sind (Abbildung 2).

  

Abbildung 1: Pansenegel (rötlich) an der Pansenschleimhaut eines Schlachttieres (Bild: Dr. M. Diederich, Luxemburg)

  

Abbildung 2: Kotprobenuntersuchung: Eier von Calicophoron daubneyi (hell) und Fasciola hepatica (dunkel) bei geringer Vergrößerung

Differentialdiagnose:
Insbesondere bei weidenden Jungrindern: Parasitäre Gastroenteritis

Therapie und Bekämpfung:
Die Paramphistomose kann mit Oxyclozanid (15 mg/kg) behandelt werden. Über die Wirksamkeit von Closantel (10 mg/kg) liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Umso wichtiger erscheint vor dem Hintergrund der Einschränkung der Behandlungsmöglichkeit die Prophylaxe dieser Parasitose. Bekämpfungsvorschläge richten sich aufgrund der ähnlichen Epidemiologie nach den Empfehlungen, welche zur Vorbeugung der Fasciolose (s. dort) abgebeben werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die grundsätzlich auf der Lage der Zwischenwirthabitate auf Betrieben basieren

PubMed 


Letzte Änderung: 30.08.2017


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