Das Wichtigste in Kürze
Verursacht durch Mycoplasma mycoides ssp. mycoides SC. Stämme antigenetisch einheitlich, aber molekularbiologisch differenzierbar. In D seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr aufgetreten. Endemisch in Osteuropa, Asien, Afrika, zum Teil in Südeuropa. Persistenz und nach Belastung auch Ausscheidung des Erregers bis zu 3 Jahre. Inkubationszeit in der Regel 3-6 Wochen. Morbidität bis zu 90 %, Letalität bis zu 50 %. Symptome: Fieber, Depression, Leistungsrückgang, Erscheinungen schwerer Lungenentzündung, Tod nach einigen Tagen bis 3 Wochen. Bei Kälbern kann Polyarthritis dominieren. Pathologisch-anatomisch fibrinöse Pleuropneumonie mit viel fibrinösem Exsudat. Anzeigepflicht! In D sofortige Tötung. Prophylaxe nur in Endemiegebieten mittels Lebendvakzinen. |
Kein Prüfungsstoff
Erreger | Diagnose |
Epidemiologie | Differentialdiagnose |
Pathogenese | gesetzliche Vorschriften |
Klinik | Bekämpfung |
Pathologie |
Erreger:
Mycoplasma mycoides subspecies mycoides SC (="small colony
type").
Stämme, die in (Süd-)Europa
isoliert wurden, lassen sich mit molekularbiologischen Methoden von solchen
differenzieren, die in Afrika und Australien in den letzten 60 Jahren isoliert
wurden. Die europäischen Stämme sind durch Deletion eines Segmentes
aus dem afrikanischen "Cluster" hervorgegangen. Antigenetisch
scheinen jedoch alle Stämme einheitlich zu sein.
Epidemiologie:
Lungenseuche wird vom Internationalen Tierseuchenamt (O.I.E.) gelistet..
In Deutschland seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr aufgetreten.
Endemisch in Osteuropa, Asien, Afrika (hier in den letzten Jahren in fast
pandemischem Ausmaß, nachdem die Krankheit durch Impfung schon weitgehend
eingedämmt war), häufige Ausbrüche in Portugal, 1990 auch Ausbrüche in Frankreich und Italien. Morbidität
bei empfänglichen Tieren bis zu 90 %, Letalität bis zu 50 %.
Inkubationszeit 3 bis 6 Wochen, ausnahmsweise bis zu 6 Monaten. Hauptverbreitungsweg
ist die Einatmung infektiöser Tröpfchen, entweder Sputum oder
Harn. Träger können den Erreger bis zu drei Jahre beherbergen
und nach Belastung wieder ausscheiden. Außerhalb des Tierkörpers
überlebt der Erreger nicht lange, daher erscheint eine mittelbare
Ansteckung unter natürlichen Bedingungen wenig wahrscheinlich. Transplazentare
Infektion ist möglich.
Bos taurus-Rinder, Bos indicus-Rinder (Zebus) und Wasserbüffel (Bubalus bubalis) sind empfänglich.
Pathogenese:
Lungenseuche ist eine akute lobäre Pneumonie mit Pleuritis. Thrombosierungen
von Lungengefäßen sind zentrale Ereignisse, deren Ursache nicht
geklärt ist.
Klinik:
Plötzlicher Fieberschub bis 40° C, Milchrückgang,
Anorexie, starke Niedergeschlagenheit, schmerzhafter Husten, exspiratorisches
Stöhnen, flache, frequente Atmung, Abblatten der Ellenbogen, Aufkrümmung
des Rückens. Thoraxperkussion ist schmerzhaft, die Schallperkussion ergibt
ventrale Dämpfung (Erguss). Auskultation: Schabegeräusche.
Teilweise ödematöse Umfangsvermehrungen im Kehlgang und am Triel.
Der Tod tritt nach einigen Tagen bis drei Wochen ein.
Bei Kälbern kann Polyarthritis im Vordergrund stehen.
Pathologie:
Klassische fibrinöse Pleuropneumonie mit "bunter Marmorierung",
bis zu 30 Liter gerinnendes, fibrinöses Exsudat in der Brusthöhle;
in chronischen Stadien Sequestrierung nekrotischen Lungengewebes.
Diagnose:
Vorbericht, klinische Befunde, KBR, Pathologie; die Sensitivität
kultureller und serologischer Untersuchungsverfahren ist begrenzt (ca.
55 bzw. 65 %).
Differentialdiagnose:
Bronchopneumonien und Pleuropneumonien anderer Genese, Pasteurellose,
East Coast Fever.
Bekämpfung:
In Deutschland würden die Tiere sofort getötet. Therapie
(Tilmicosin, Danofloxacin, Oxytetrazyklin, Florfenicol und Spectinomycin
wurden in einer 2000 veröffentlichten Studie als in vitro meist wirksam
bezeichnet.) und Prophylaxe kommen nur in endemisch verseuchten Gebieten
in Frage. Einsatz von Antiinfektiva soll die Gefahr des Entstehens von
chronischem Trägerstatus erhöhen, wird aber von der FAO angesichts
der starken Ausbreitung und hohen Letalität der Krankheit in Afrika
für sinnvoll gehalten, vom O.I.E. jedoch abgelehnt. Zur Prophylaxe sind
Lebendvakzinen im Gebrauch, die aber verdächtigt werden, die Krankheit
auch verbreiten zu können. Manche Vakzinen führen zu massiven
lokalen Impfreaktionen.
home-page
Inhaltsverzeichnis
© Copyright 2018, Klinik für Wiederkäuer, Ludwig-Maximilians-Universität
München