Das Wichtigste in Kürze
Infektion mit Anaplasma phagocytophilum (obligat intrazellulärer, gramnegativer Erreger). Übertragung durch Nymphen und Imagines von Zecken (Ixodes ricinius), gemäß dem Auftreten der Zecken saisonale Häufung der Erkrankungen. Anaplasmen befallen weiße Blutzellen (neutrophile und eosinophile Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten), es entwickelt sich Thrombopenie. Durch Immunsuppression Förderung des Auftretesn von Sekundärinfektionen, bevorzugt des Atmungsapparates. Inkubationszeit 3-7 Tage. Bei Kälbern milder Verlauf mit nachfolgender Immunität. Die Erstinfektion älterer Rinder kann deutliche Krankheitserscheinungen hervorrufen (Symptome abhängig von den Sekundärinfektionen). Meist spontane Genesung nach 10 -14 Tagen. Jahrelange Persistenz der Erreger möglich. Anhand von Vorbericht, beobachtetem Zeckenbefall und klinischen Befunden kann eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Erregernachweis in den Leukozyten. Eine Behandlung mit Oxytetrazyklin führt aufgrund der hohen Empfindlichkeit der Erreger rasch zur Besserung. OTC sollte über 3-5 Tage verabreicht werden. Eine spezifische Prophylaxe ist nicht bekannt, möglichst frühe Exposition der Kälber gegenüber dem Erreger scheint ratsam. |
Prüfungsstoff
Ätiologie | Diagnostik |
Epidemiologie | Therapie |
Pathogenese | Prophylaxe |
Symptomatik |
Ätiologie:
Infektion mit Anaplasma phagocytophilum, einem obligat intrazellulären,
gramnegativen Erreger aus der Familie der Anaplasmataceae der Ordnung Rickettsiales, der von Nymphen und
Imagines der Zecke Ixodes ricinus (Holzbock) übertragen wird.
Epidemiologie:
Die als Weidefieber bezeichnete Krankheit ist in verschiedenen europäischen
Ländern (u.a. Schweiz und Niederlande) beschrieben; nach Berichten aus der Praxis und eigenen Untersuchungsergebnissen ist jedoch
davon auszugehen, dass sie auch in Deutschland vorkommt.
Bei Kälbern scheint die Infektion milde zu verlaufen und zu nachfolgender
Immunität zu führen, während sie bei erstmals infizierten
älteren Rindern deutliche Krankheitserscheinungen hervorruft. Gemäß
dem Auftreten der Zecken gibt es im Frühjahr und im Herbst einen Gipfel
der Inzidenz.
Ehrlichiosen kommen u.a. auch bei Ziegen, Schafen, Pferden, Hunden und Menschen vor.
Pathogenese:
Die Anaplasmen befallen weiße Blutzellen (neutrophile und eosinophile
Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten), und es entwickelt sich eine mehr
oder weniger starke Thrombozytopenie. Außerdem hat die Infektion
eine ausgeprägte immunsupprimierende Wirkung, was zum Anstieg der Inzidenz
von anderen infektionsbedingten Krankheiten (vor allem des Atmungsapparates)
führen kann, deren Symptomatik das klinische Bild beherrschen kann.
Nach Überstehen der klinischen Phase können infizierte Rinder
den Erreger über Jahre beherbergen.
Symptomatik:
Nach einer Inkubationszeit von etwa 3 bis 7 Tagen tritt hohes Fieber
und Apathie auf. Laktierende Kühe lassen auffallend in der Milchleistung
nach. Erscheinungen einer respiratorischen Erkrankung (Tachypnoe, Dyspnoe,
Husten, Nasenausfluss, Atemnebengeräusche) können auf Sekundärinfektion
beruhen. Weitere Symptome: Bewegungsunlust, Gliedmaßenödeme,
Aborte (im 8. oder 9. Monat). Die meisten betroffenen Rinder genesen nach
etwa 10 bis 14 Tagen spontan.
Diagnostik:
Vorbericht (hinsichtlich möglicherweise erstmaliger Exposition
gegenüber dem Erreger im fortgeschrittenen Alter), Zeckenbefall (vor
allem an weichen, weniger behaarten Körperstellen) und klinische Befunde
lassen einen Verdacht zu (wenn man die Krankheit im diagnostischen Repertoire
hat), aufgrund dessen der Nachweis der Erreger in den Leukozyten eingeleitet
werden kann.
Therapie:
Wegen der hohen Empfindlichkeit der Erreger gegenüber Oxytetrazyklin
sollte im Verdachtsfall unverzüglich mit diesem Antibiotikum behandelt
werden, was bei Ehrlichiose zur raschen Besserung des Zustandes führt.
Ehrlichiose soll ausgeschlossen werden können, wenn
das Fieber nach der Anwendung von OTC nicht zurückgeht. Die Behandlung
sollte über 3 bis 5 Tage fortgesetzt werden.
Prophylaxe:
Da eine spezifische Prophylaxe bisher nicht möglich ist, empfiehlt
es sich, Kälber möglichst frühzeitig gegenüber dem
Erreger zu exponieren.