Das Wichtigste in Kürze
Perikarditis beim Rind ist meist durch perforierende Fremdkörper aus der Haube bedingt. Die klinische Symptomatik entspricht der einer chronischen Herzinsuffizienz. Die Diagnose wird anhand der klinischen Erscheinungen, mittels Herzbeutelpunktion und unter Zuhilfenahme von Ultraschall oder Röntgen gestellt. Eine Therapie ist meist nicht indiziert. Im Rahmen der Prophylaxe steht die unverzügliche und sachgerechte Behandlung von Fremdkörpererkrankungen im Vordergrund, eine Fremdkörper-Prophylaxe ist sinnvoll. Selten tritt fibrinöse Perikarditis im Verlauf septischer Erkrankungen auf. Diese Form ist reversibel, wenn das betroffene Tier die akute Sepsis nach Behandlung überlebt. |
Prüfungsstoff
Ätiologie | Diagnostik |
Pathogenese | Differentialdiagnosen |
Epidemiologie | Therapie |
Klinische Erscheinungen | Prophylaxe |
Ätiologie:
Meist bedingt durch perforierende Fremdkörper aus der Haube. Herzbeutel und Haube sind an einer Stelle nur durch das dünne Zwerchfell von einander getrennt.
Fibrinöse Perikarditis kann als Teil von Polyserositis im Verlauf von septischen Erkrankungen (meist bei jungen Rindern) auftreten. Diese Form ist reversibel, wenn das betroffene Tier die akute Sepsis nach rechtzeitiger und und sachgerechter Behandlung überlebt.
Eine
"idiopathische" (nicht-septische) Form wurde beschrieben.
Pathogenese:
Die fremdkörperbedingte Noxe führt zur Ansammlung von entzündlichem Exsudat im Herzbeutel. Je nach Menge und Art der vorherrschenden Keime steht fibrinöse
oder jauchige Entzündung im Vordergrund. Je mehr sich der nur bedingt
dehnbare Herzbeutel füllt, um so mehr wird die diastolische Herzaktion
behindert. Daher ist die Absaugleistung des Herzens mehr oder weniger eingeschränkt, und es entwickelt sich chronisches Herzversagen.
Epidemiologie:
Mit dem Rückgang der Inzidenz von Fremdkörpererkrankungen, von denen fast ausschließlich erwachsene Rinder betroffen sind, ist auch die Häufigkeit der Pericarditis traumatica gesunken. Von dieser Komplikation einer Fremdkörpererkrankung sind Kühe im letzten Drittel der Trächtigkeit relativ häufiger betroffen als andere Kühe.
Klinische Erscheinungen:
Chronisches Herzversagen: Deutliche Störung des Allgemeinbefindens,
rasches Abmagern, Tachykardie, starke Füllung der Drosselvenen, Venenstauprobe
positiv (siehe Propädeutik-Skript); Ödeme, vor allem prästernal; Durchfall, Vergrößerung und zum Teil Klopfempfindlichkeit des Leberperkussionsfeldes (Dehnung der Leberkapsel ist schmerzhaft), Aszites.
Bei fremdkörperbedingter Perikarditis kommt dazu die schmerz- und entzündungsbedingte
Symptomatik: Aufkrümmung des Rückens, Abblatten der Ellenbogen, spontanes
Stöhnen, nicht herzsynchrone Geräusche (Plätschern [setzt Gaskuppel über Flüssigkeit voraus], Schaben
bei vorwiegend jauchiger Perikarditis) oder starke (bis vollständige) Dämpfung
der Herztöne (bei vorwiegend fibrinöser Perikarditis; der Herzbeutel ist
dann mit eierkuchenartigen Fibrinmassen ausgefüllt), Fremdkörperproben
positiv, Herzperkussionsfeld vergrößert und klopfempfindlich,
Glutartest stark positiv (= Gelbildung meist innerhalb von 3 min.).
Ton, 10 Sek., 270 kB
Die Aufnahme enthält ein lautes, herzsynchrones Plätschern bei
einer Kuh mit Perikarderguss (das Vogelzwitschern im Hintergrund gehört
nicht zu den Befunden am Tier ...).
Diagnostik:
Die klinische Untersuchung ist meist ausreichend, Herzbeutelpunktion, Sonographie, Röntgen.
Differentialdiagnosen:
Kardiomyopathie (Glutartest meist negativ), Endokarditis, (jauchige) Pleuritis, präkardialer raumfordernder Prozess
(Abszess oder leukotisch veränderte Lymphknoten), (Herzleukose),
Thrombose der Vena cava caudalis.
Therapie:
Meist nicht indiziert, da die Krankheit in aller Regel nicht heilbar ist. Die hin und wieder beschriebene erfolgreiche chirurgische
Intervention (Eröffnung und Spülung des Herzbeutels nach Teilresektion
einer Rippe) dürfte Ausnahmefällen vorbehalten sein.
Bei Kühen kurz vor dem Abkalbetermin kann durch Einleitung der Geburt versucht werden, das Kalb zu retten. Da insbesondere bei jauchiger Perikarditis Schlachtung vermutlich nur mit zusätzlichen finanziellen Verlusten verbunden ist, sollte das betroffene Tier erlöst werden.
Prophylaxe:
FK-Prophylaxe, prompte und sachgerechte Behandlung einer FK-Erkrankung.