Q-Fieber

 
W. Klee  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Von Coxiella burnetii verursachte Infektion mit zoonotischem Potential. Bei Hauswiederkäuern meist subklinischer Verlauf, aber mit Ausscheidung, vor allem mit Lochien. Aborte sind möglich. Diagnostik direkt mit PCR, Serologie (u.a. KBR, IFAT, ELISA), Therapie. Tetrazykline. Prophylaxe: Vakzine. Meldepflicht.

 

 
 
Ätiologie und Pathogenese Therapie
Epidemiologie Prognose
Klinische Erscheinungen Prophylaxe
Diagnostik

 

Ätiologie und Pathogenese:
Infektion mit Coxiella burnetii aus der Ordnung der Legionellales, ein gram-negatives, obligat intrazellulär wachsenden Bakterium, das in makrozellulären Formen (in Wirtsorganismen) und in mikrozellulären sowie sporenähnlichen Formen (in der Umwelt) vorkommt. Letztere Formen sind extrem widerstandsfähig. Nach Infektion existiert der Keim in zwei Phasen I und II. Antikörper gegen Phase II-Antigen sind nach Erstinfektion früher nachweisbar. Das Genom wurde sequenziert. 

Epidemiologie:
C. burnetii kommt fast weltweit vor. Das Wirtsspektrum des Keims ist sehr umfangreich und umfasst auch den Menschen. Zwischen 2007 und 2010 kam es zu einem sehr umfangreichen Ausbruch bei Menschen in den Niederlanden, der von Milchziegen-Herden mit Abortproblematik ausging. Etwa 4000 Fälle wurden gemeldet, wovon 20 % hospitalisiert werden mussten. Alle trächtigen Ziegen wurden getötet. Ein hoher Anteil beruflich exponierter Personen hat Antikörper gegen C. burnetii. Es gibt einen durch (lebenslang infizierte) Zecken (Dermacentor marginalis) unterhaltenen und einen von Zecken unabhängigen Infektionszyklus, der vor allem Haustiere und Menschen betrifft. Infizierte Hauswiederkäuer sind die Hauptinfektionsquelle für Menschen. C. burnetii ist in der Außenwelt sehr widerstandsfähig und kann in Staub durch den Wind verbreitet werden. 

Klinische Erscheinungen:
Bei den Hauswiederkäuern verläuft die Infektion meist subklinisch. Infizierte Tiere scheiden den Erreger aber über Se- und Exkrete, auch Milch aus, in besonders hoher Konzentration in Fruchtwässern und Nachgeburten. Aborte und Frühgeburten kommen vor. Bei Menschen verläuft die Infektion in etwa der Hälfte der Fälle subklinisch. Klinisch manifeste Infektionen verlaufen oft grippeähnlich, mitunter aber auch schwerwiegend mit den drei Kardinalsymptomen plötzlich auftretendes hohes Fieber, Kopfschmerzen und atypische Pneumonie. Weitere Manifestationen können sein: ZNS-Symptomatik (Verwirrtheit, Meningoenzephalitis), Endo-, Myo, Perikarditis, „chronic fatigue syndrome“. Bei Schwangeren kann es zu Abort oder Frühgeburt kommen. Frauen mit Störungen der Schwangerschaft haben höhere Seroprävalenz als solche mit ungestörter Schwangerschaft. 

Diagnostik:
Bei Hauswiederkäuern geben Aborte Anlass zur Untersuchung auf Q-Fieber. Direkter Nachweis über Mikroskopie (gefärbte Ausstriche, z.B. nach GIEMSA) oder PCR. Die Interpretation von Ergebnissen serologischer Methoden (KBR, ELISA) zum Nachweis von Antikörpern (AK) ist angesichts der weiten Verbreitung von AK in den Populationen problematisch. Die alleinige Serologie zur Abklärung von „Fruchtbarkeitsproblemen“ in einem Bestand ist daher von zweifelhaftem Wert. Erhöhung der Seroprävalenz in „Problembetrieben“ gegenüber „unauffälligen“ Kontrollbetrieben wurde allerdings verschiedentlich beschrieben. Eine gewisse Hilfe soll der Vergleich der Höhe der Titer der AK gegen Phase I-Antigen und Phase II-Antigen bieten. Ist letzterer höher als ersterer, soll das für akute Infektion sprechen, während die umgekehrte Situation bei chronischen Infektionen, die eher nicht kausal für eine aktuelle Problematik verantwortlich sind, zu erwarten sein soll. DNA von C. burnetii ist etwa 2 Wochen nach Erstinfektion nachweisbar.

Differentialdiagnosen:
Andere Aborterreger.

Therapie:
C. burnetii ist gegenüber einer Reihe von antibakteriellen Medikamenten empfindlich. Traditionell werden Tetrazykline eingesetzt. Ob es eine Indikation zur antibakteriellen Behandlung von Wiederkäuern gibt, erscheint jedoch fraglich, zumal Erregerfreiheit nicht sicher erreicht werden kann.  

Prognose:
Gut, auch bei ausgebreiteten Veränderungen. Vollständige Heilung kann jedoch Monate in Anspruch nehmen. Bei Auftreten von Phlegmone ist die Prognose schlecht.
 

Prophylaxe
Eine inaktivierte Phase I-Vakzine ist verfügbar. An der Impfstelle können vorübergehend deutliche Schwellungen auftreten. Geimpfte Kühe geben vorübergehend weniger Milch. Impfung von seronegativen, nicht trächtigen Rindern reduziert die Wahrscheinlichkeit der späteren Ausscheidung nach Infektion erheblich, nicht aber Impfung von bereits trächtigen Rindern. §: Meldepflichtig (Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Februar 2011) Im Fall eines Ausbruchs Wiederkäuern können von der Veterinärverwaltung Maßnahmen angeordnet werden, z.B. Verbringungsverbot, Impfung, Tragen von Schutzkleidung, Mindestabstand von Lammungen zu menschlichen Behausungen von 500 m.
 

PubMed
 



Letzte Änderung: 04.10.2016


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