Kupfervergiftung, chronische
W. Klee
Das Wichtigste in Kürze
Chronische Überdosierung von Kupfer führt nach Überschreiten der Speicherkapazität der Leber zu akuter hämolytischer Krise mit Hämoglobinure und Ikterus. Klinisch schwer kranke Tiere können meist nicht gerettet werden. Exponierte, aber noch nicht schwer erkrankte Tiere können mit Molybdän und Chelatbildnern behandelt werden. |
Prüfungsstoff
Ätiologie | Differentialdiagnosen |
Epidemiologie | Prognose |
Pathogenese | Therapie |
Klinische Erscheinungen | Prophylaxe |
Diagnostik |
Ätiologie:
Aufnahme von überoptimalen (d.h. > 12 mg/kg
KM und Tag), aber nicht akut toxischen Massen an Kupfer. Wichtigste Quellen sind
Milchaustauscher, denen Kupfersulfat beigemengt wurde (s. Bild), Kraftfutter für
Schweine, das Kupfer als Leistungsförderer in Konzentrationen enthält, welche
für Wiederkäuer toxisch sind, Trinkwasser aus Kupferrohren, Überdosierung aus
Boli.
Epidemiologie:
Schafe sind empfindlicher als Rinder.
Pathogenese:
Überschüssiges
Kupfer wird zunächst ohne erkennbare klinische Symptomatik in der Leber
gespeichert. Ist deren Kapazität überschritten, kommt es zu Leberzellnekrosen
mit Freisetzung großer Massen an Kupfer. Das anschließende klinische Geschehen
ist akut und beruht auf einer so genannten hämolytischen Krise.
Therapie:
Behandlung ist nur bei weniger schwer erkrankten und vermutlich in gleicher
Weise exponierten, aber noch nicht klinisch erkrankten Tieren sinnvoll.
Sie zielt auf die Beschleunigung der Ausscheidung von Kupfer ab und besteht im
Prinzip in der Verabreichung von Ammonium-Tetrathiomolybdat, Na-Molybdat,
Na-Thiosulfat oder Kalzium-EDTA, was aber zumindest zum Teil an
arzneimittelrechtlichen Vorschriften scheitert.
Klinische Erscheinungen:
Plötzliche Todesfälle, Hämoglobinurie,
Methämoglobinämie, Ikterus (schmutzig-gelbe Verfärbung der Schleimhäute; siehe
Bilder), Zyanose, Speicheln, Photosensibilisierung, Pansenstillstand,
Verstopfung oder Durchfall, Abort, Festliegen mit kalten Extremitäten.
Bei vermutlich gleichartig exponierten, ab noch nicht klinisch kranken Tieren
kann die Leberschädigung durch Erhöhung der Aktivitäten von AST und GGT im
Plasma/Serum festgestellt werden.
Ikterisch verfärbte Skleren bei "chronischer" Cu-Vergiftung
Ikterisch verfärbte Maulschleimhaut bei "chronischer" Cu-Vergiftung
Diagnostik:
Fütterungsnamnese, Untersuchung des Milchaustauschers, Cu-Konzentration im
Plasma > 50 µmol/L, Cu-Gehalt in der Leber > 8 mmol/kg Trockensubstanz.
Differentialdiagnosen:
Andere hämolytische Anämien.
Prognose:
Rinder in der hämolytischen Krise haben kaum
Heilungschancen.
Prophylaxe:
Verhinderung exzessiver Kupferzufuhr.
Letzte Änderung: 10.10.2016
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