Das Wichtigste in Kürze
Seltene Erkrankung, die nach der Aufnahme von Eichenblättern und / oder Eicheln auftreten kann. Im Vordergrund des Krankheitsbildes stehen Anorexie, Verstopfung oder (blutiger) Durchfall, Nierenversagen und Koliken. Sowohl akute als auch chronische Verläufe sind möglich. |
Prüfungsstoff
Ätiologie | Differenzialdiagnose |
Epidemiologie | Therapie |
Pathogenese | Prognose |
Klinische Erscheinungen | Prophylaxe |
Diagnose |
Ätiologie:
Alle Eichenarten enthalten Tannine und
einfache phenolische Verbindungen wie Pyrogallol. Der Gehalt an diesen toxischen
Substanzen ist in Blättern und jungen Eicheln am höchsten, schwankt aber von Art
zu Art und von Jahr zu Jahr. Manche Rinder entwickeln eine Art Sucht und fressen dann fast nur noch Eicheln oder Eichenlaub. Krankheitserscheinungen treten auf, wenn Eichenlaub und Eicheln mehr als die Hälfte der verzehrten Tation ausmachen.
Epidemiologie:
Vergiftungen bei Rindern treten nur in manchen
Jahren auf, besonders dann, wenn anderes Futter im Mangel ist. Jüngere Rinder
sind gefährdeter als erwachsene.
Pathogenese:
Pyrogallol führt zu starker Irritation des
Magen-Darm-Trakts, zu Nieren- und Leberschäden, Hämolyse, Methämoglobinurie,
Krämpfen, Kreislaufversagen und Tod.
Klinische Erscheinungen:
„Plötzliche“ Todesfälle (also solche bei
Rindern, die bei der letzen Kontrolle unauffällig waren) können vorkommen.
Anorexie (z. T. mit Ausnahme von Eichenlaub), Pansenhypomotorik, Verstopfung,
Kolik, später (blutiger) Durchfall mit Dehydratation, Durst, Ödeme, Aszites,
Zähneknirschen, Mattigkeit, akutes Nierenversagen (Polyurie, Hyposthenurie, Glukosurie, Proteinurie,
Azotämie, Hypokalzämie), Schwanken, Festliegen, Tod;
bei mehr chronischem Verlauf Abmagerung, struppiges Fell.
Werden Feten im zweiten Drittel ihrer Entwicklung gegenüber den Eichentoxinen exponiert, können sie unterentwickelt und missgebildet auf die Welt kommen ("acorn calves").
Diagnose:
Vorbericht und Umstände geben wertvolle Hinweise. Eventuell Eichelreste in
den Fäzes. Die Harn- und Blutbefunde zeigen das Nierenversagen an.
Bei der Sektion können Reste von Eicheln im Panseninhalt gefunden werden;
nichteitrige interstitielle Nephritis, Gastroenteritis, Ödeme, Blutungen.
Differenzialdiagnose:
Bei plötzlich tot auf der Weide
aufgefundenen Rindern: Kriebelmückenbefall, paralysierende Myoglobinurie,
Bleivergiftung, Weidetetanie, Botulismus, Eibenvergiftung.
Therapie:
Keine spezifische Therapie bekannt.
Bei wertvollen Einzeltieren Ausräumung des Pansens, Einbringen von Pa-Inhalt von
Schlachttieren.
Prognose:
Bei deutlich erkrankten Tieren
schlecht (Letalität > 70 – 80 %).
Tiere mit erhaltenem Appetit und Abnahme der Azotämie haben dagegen eine gute
Prognose und können die krankheitsbedingte Wachstumsdepression durch
kompensatorisches Wachstum aufholen.
Prophylaxe:
Zugang zu Eichen einschränken oder
verhindern, was auf manchen Weiden aber kaum möglich ist. Sicherstellung eines ausreichenden Angebotes an wiederkäuergerechten Futtermitteln. Zufütterung von Kalziumhydroxid (bis zu 15 % der Ration) soll Intoxikationen verhindern
helfen.