Das Wichtigste in Kürze
Läuse besitzen einen Stechrüssel, der Kopf ist schmaler als der Thorax. Starker Läusebefall kommt bevorzugt bei Laufstallhaltung und im Winter (feuchtwarmes Stallklima, lange Behaarung) vor. Die juckreizbedingte Belästigung kann zu Leistungsrückgang führen, bei massivem Befall kann infolge des Blutverlustes Anämie auftreten. Makrozyklische Polyene (Avermectine, Milbemycine) sind zur systemischen und zur lokalen, Pyrethroide zur lokalen Behandlung zugelassen. |
Prüfungsstoff
Erreger | Diagnostik |
Epidemiologie | Therapie |
Symptomatik |
Erreger:
Am häufigsten Haematopinus eurysternus, außerdem
Linognathus
vituli sowie Solenopotes capillatus. Der Kopf der Läuse
ist schmaler als der Thorax; sie tragen einen Stechrüssel.
Epidemiologie:
Zu starkem Läusebefall kommt es vor allem bei Laufstallhaltung
und bei feuchtwarmem Stallklima, aber auch bei extensiver Großherdenhaltung
im Freien (USA) während des Winters. Begünstigend wirken Endoparasitosen,
Fütterungsmängel, lange Behaarung etc.. Unter günstigen
Bedingungen können sich Läuse sehr rasch vermehren. Nach frischer Invasion erreicht der Befall des Einzeltiers nach etwa 8 Wochen seinen Höhepunkt. Getrennt
vom Wirtstier verenden sie innerhalb einer Woche.
Es ist schwer zu entscheiden, ob schwerer Befall zu Entwicklungsstörungen
führt oder umgekehrt. Meist gibt es in einer Gruppe von befallenen
Jungtieren einzelne besonders stark betroffene Individuen, welche den Eindruck
von Kümmerern machen.
Läuse können auch andere Krankheitserreger beherbergen und übertragen, z.B. Anaplasma spp. und Rickettsia spp.
Symptomatik:
Die juckreizbedingte Belästigung der betroffenen Rinder kann zu
nennenswertem Leistungsrückgang (Fleisch/Milch) führen: Unruhe,
Scheuern/Kratzen (Scheuerhämatome, Mastdarmvorfall, Akne!), unregelmäßig
begrenzte Stellen mit Haarausfall. Prädilektionsstelle ist die Gegend des Widerristes, bei starken Befall auch der Kopf. Bei Kälbern kann es aufgrund des
ständigen Beleckens zur vermehrten Bildung von Bezoaren kommen. Massenbefall
kann bei Kälbern durch den entsprechenden Blutverlust zu tödlicher Anämie
führen.
Diagnostik:
Es ist empfehlenswert, eine Gruppe von Rindern einige Zeit in ungestörtem
Zustand zu beobachten, weil dann die Reaktionen auf die Belästigung
durch die Ektoparasiten leichter zu erkennen sind. Zu finden sind die Läuse
und deren Eier (Nissen) vor allem im teilweise abgescheuerten Haarkleid
von Nacken, Rücken und Schwanzwurzel. Die Parasiten sind ohne Hilfsmittel
zu erkennen.
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1 Linognathus vituli, 2 "Nissen"
Therapie:
Alle Tiere einer betroffenen Gruppe sind zu behandeln.
Systemisch:
Makrozyklische Polyene oder Laktone:
- Avermectine: Abamectin (kein MRL für Milch), Doramectin (nicht
anwenden bei Tieren, von denen Milch für den menschlichen Verzehr
gewonnen wird), Ivermectin (kein MRL für Milch), Dosierung 0,2 mg/kg
s.c.
- Milbemycine: Moxidectin (kein MRL für Milch), Dosierung 0,2
mg/kg
Lokal:
- Avermectine: z.B. Eprinomectin (EPRINEX-Merial; Wartezeit: eßbare
Gewebe 30 T, Milch 0 Tage)
- Milbemycine: Moxidectin (CYDECTIN 0,5% POUR-ON-Fort Dodge; Wartezeit:
eßbare Gewebe 14 T, kein MRL für Milch)
Die Wirkungsdauer der makrozyklischen Polyene kann 4 bis 10 (und mehr)
Wochen betragen.
- Pyrethroide, z. B. Flumethrin, Cyfluthrin, Dosierung jeweils 2 mg/kg,
Wirkungsdauer 4 Wochen. Wartezeit für Pyrethroide: 0 Tage für
eßbare Gewebe und Milch.
Eradikation soll durch Behandlung an Tag 1 und Tag 21 mit Pyrethroiden möglich sein.
Der Stall sollte mit einem Pyrethroid-Präparat
ausgespritzt werden.