Läusebefall
Pedikulose, "sucking lice"
 
W. Klee  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Läuse besitzen einen Stechrüssel, der Kopf ist schmaler als der Thorax. Starker Läusebefall kommt bevorzugt bei Laufstallhaltung und im Winter (feuchtwarmes Stallklima, lange Behaarung) vor. Die juckreizbedingte Belästigung kann zu Leistungsrückgang führen, bei massivem Befall kann infolge des Blutverlustes Anämie auftreten. Makrozyklische Polyene (Avermectine, Milbemycine) sind zur systemischen und zur lokalen, Pyrethroide zur lokalen Behandlung zugelassen.


 

Prüfungsstoff
 
 
Erreger Diagnostik
Epidemiologie Therapie
Symptomatik

 

Erreger:
Am häufigsten Haematopinus eurysternus, außerdem Linognathus vituli sowie Solenopotes capillatus. Der Kopf der Läuse ist schmaler als der Thorax; sie tragen einen Stechrüssel.
 

Epidemiologie:
Zu starkem Läusebefall kommt es vor allem bei Laufstallhaltung und bei feuchtwarmem Stallklima, aber auch bei extensiver Großherdenhaltung im Freien (USA) während des Winters. Begünstigend wirken Endoparasitosen, Fütterungsmängel, lange Behaarung etc.. Unter günstigen Bedingungen können sich Läuse sehr rasch vermehren. Nach frischer Invasion erreicht der Befall des Einzeltiers nach etwa 8 Wochen seinen Höhepunkt. Getrennt vom Wirtstier verenden sie innerhalb einer Woche.
Es ist schwer zu entscheiden, ob schwerer Befall zu Entwicklungsstörungen führt oder umgekehrt. Meist gibt es in einer Gruppe von befallenen Jungtieren einzelne besonders stark betroffene Individuen, welche den Eindruck von Kümmerern machen.
Läuse können auch andere Krankheitserreger beherbergen und übertragen, z.B. Anaplasma spp. und Rickettsia spp.
 

Symptomatik:
Die juckreizbedingte Belästigung der betroffenen Rinder kann zu nennenswertem Leistungsrückgang (Fleisch/Milch) führen: Unruhe, Scheuern/Kratzen (Scheuerhämatome, Mastdarmvorfall, Akne!), unregelmäßig begrenzte Stellen mit Haarausfall. Prädilektionsstelle ist die Gegend des Widerristes, bei starken Befall auch der Kopf. Bei Kälbern kann es aufgrund des ständigen Beleckens zur vermehrten Bildung von Bezoaren kommen. Massenbefall kann bei Kälbern durch den entsprechenden Blutverlust zu tödlicher Anämie führen.
 

Diagnostik:
Es ist empfehlenswert, eine Gruppe von Rindern einige Zeit in ungestörtem Zustand zu beobachten, weil dann die Reaktionen auf die Belästigung durch die Ektoparasiten leichter zu erkennen sind. Zu finden sind die Läuse und deren Eier (Nissen) vor allem im teilweise abgescheuerten Haarkleid von Nacken, Rücken und Schwanzwurzel. Die Parasiten sind ohne Hilfsmittel zu erkennen.
 

   1   2

1  Linognathus vituli, 2 "Nissen"
 

Therapie:
Alle Tiere einer betroffenen Gruppe sind zu behandeln.
Systemisch:
Makrozyklische Polyene oder Laktone:
- Avermectine: Abamectin (kein MRL für Milch), Doramectin (nicht anwenden bei Tieren, von denen Milch für den menschlichen Verzehr gewonnen wird), Ivermectin (kein MRL für Milch), Dosierung 0,2 mg/kg s.c.
- Milbemycine: Moxidectin (kein MRL für Milch), Dosierung 0,2 mg/kg
Lokal:
- Avermectine: z.B. Eprinomectin (EPRINEX-Merial; Wartezeit: eßbare Gewebe 30 T, Milch 0 Tage)
- Milbemycine: Moxidectin (CYDECTIN 0,5% POUR-ON-Fort Dodge; Wartezeit: eßbare Gewebe 14 T, kein MRL für Milch)
Die Wirkungsdauer der makrozyklischen Polyene kann 4 bis 10 (und mehr) Wochen betragen.
- Pyrethroide, z. B. Flumethrin, Cyfluthrin, Dosierung jeweils 2 mg/kg, Wirkungsdauer 4 Wochen. Wartezeit für Pyrethroide: 0 Tage für eßbare Gewebe und Milch.
Eradikation soll durch Behandlung an Tag 1 und Tag 21 mit Pyrethroiden möglich sein.
Der Stall sollte mit einem Pyrethroid-Präparat ausgespritzt werden.
 

PubMed
  



Letzte Änderung: 24.02.2012


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